Ivan von Rila

Rila_2Im den letzten beide Wochen durfte ich einige der wundervollen Klöster Bulgariens besuchen, unter ihnen das Roshen- und das Rila-Kloster. Beide berufen sich in ihrer Gründung auf den hl. Ivan von Rila. Das Roshen-Kloster ganz im Süden Bulgariens soll auf einen früheren Aufenthaltsort des Heiligen beruhen, bevor sich dieser sich in das Rila-Gebirge zurückgezogen hat.

Ivan von Rila ist der bedeutendste Heilige Bulgariens. Seine Eltern stammen aus dem südlich von Sofia am westlichen Rand des Rila-Gebirges gelegenen Dorf Skrino. Wir wissen nicht, wann Ivan sich genau in die Einsamkeit des Rila-Gebirges zurückgezogen hat. An seinem ersten Aufenthaltsort wurde er von Jägern aufgespürt und vertrieben. Er hat sich daraufhin noch tiefer in die Berge zurückgezogen.

Als Ivan in die Wälder um Rila kam, war dort – wie er selbst in seinem Testament schreibt – “kein Mensch weit und breit, nur wilde Tiere und undurchdringliches Dickicht. Ich ließ mich dort nieder, allein unter den wilden Tieren, ohne Essen und Behausung, doch der Himmel war mein Zelt und die Erde war mein Bett und die Kräuter meine Nahrung. Und der Herr, für den ich aus Liebe alles aufgegeben habe und Hunger, Durst, Kälte und Hitze erduldete, er hat mich nicht vergessen, sondern mir wie ein liebender Vater alles gegeben, was ich benötigte.”

Die Höhle des hl. Ivan ist etwa zwei Stunden Fußweg vom berühmten Rilakloster entfernt. Sie ist auch heute noch ein einsamer Ort, weitab aller menschlichen Siedlungen im langgezogenen Tal des Rila-Flusses gelegen. Hier entspringen viele Quellen, die schon dem Heiligen den Durst gestillt haben. Als Nahrung dienten ihm nur wenige wilde Kräuter.

Die Höhle, vor der heute eine kleine Kirche steht, die leider meist verschlossen ist, erreicht man durch eine kleine Treppe durch einen Felsen hindurch. Am hinteren Ende der Höhle befindet sich ein kleines Loch. Es heißt, dass demjenigen, der es schafft, durch dieses enge Loch zu kriechen, die Sünden vergeben sind.

An diesem abgelegenen Ort lebte Ivan von Rila lange Zeit in absoluter Einsamkeit, ganz dem Gebet hingegeben. Doch ein Licht kann nicht lange verborgen bleiben und so entdeckten Hirten auf wunderbare Weise den Heiligen. Sein Ruf verbreitete sich schnell und man brachte viele Kranke zu ihm, die er heilte.

Sein Ruf drang bis zum Zaren Peter, der damals über das Reich der Bulgaren herrschte. Der Zar sandte seine besten Krieger aus, um dem Heiligen seine Grüße zu überbringen. Schließlich reiste der Zar selbst an den Rand des Rila-Gebirges, um dem Heiligen zu begegnen. Doch nur von ferne konnte er ihn sehen, denn der Heilige war nicht bereit, die nahezu unzugängliche Einöde zu verlassen, um dem Zaren entgegenzugehen. Er zündete nur ein Feuer an, das dem Zaren seine Gegenwart zeigte. Dennoch kehrte dieser gestärkt in die Hauptstadt zurück und ließ dem Heiligen Geschenke zukommen. Doch das Gold des Zaren ließ Ivan wieder an diesen zurückgeben. Er wusste von der Gefahr, die von materiellem Besitz und dem Streben nach Prunk und Reichtümern ausgeht.
Nach Jahren der Einsamkeit schlossen sich dem Heiligen Gefährten an und er gründete ein Kloster, aus dem das heutige Rila-Kloster, das bedeutendste Bulgariens, hervorgegangen ist. Hier in der Gemeinschaft der Brüder ist Ivan auch gestorben.

Von seinem Leichnam ging eine wunderwirkende Kraft aus. Daher ließ der Zar seine Gebeine nach Sofia überführen. Nach den Einfällen der Ungarn in Bulgarien wurden diese geraubt und nach 1183 Esztergom gebracht. 1187 kehrten sie nach Sofia zurück, doch ließ sie Zar Ivan Asen I. 1194 in seine neue Hauptstadt Veliko Tarnovo überführen. Seine Gebeine blieben bei der Eroberung Bulgariens durch die Türken unversehrt und mit Erlaubnis des Kalifen wurden sie 1469 wieder in das Rila-Kloster überführt.

Das Rila-Kloster ist heute eine der bedeutendsten Stätten Bulgariens. Besonders beeindruckend sind die Fresken vor und in der Kirche, die Szenen aus der Heiligen Schrift und dem Leben der Heiligen darstellen. Besonders wertvoll ist das Gnadenbild der Muttergottes, die Ikone der Gottesgebärerin Hodigitria, Maria der Wegweiserin, umgeben von Heiligen.