Gottes Barmherzigkeit

barmherzigkeit_21.jpgSeit dem Jahr 2000 begeht die Kirche den zweiten Sonntag der Osterzeit als Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit. Die besondere Verehrung der Göttlichen Barmherzigkeit geht zurück auf die Visionen der heiligen Schwester Faustyna Kowalska. Die Verbreitung der Botschaft von der Barmherzigkeit Gottes war ein besonderes Anliegen von Papst Johannes Paul II., der auch den Barmherzigkeitssonntag eingeführt hat. Die Überzeugung, dass Gott der Inbegriff der Barmherzigkeit ist, prägte das Denken des Papstes. Hier einige Worte von ihm zum heutigen Sonntag:

Die Barmherzigkeit Gottes! Dies ist das Ostergeschenk, das die Kirche vom Auferstandenen Christus empfängt, und das sie zu Beginn des dritten Jahrtausends der Menschheit anbietet. … Im heutigen Evangelium überträgt der Auferstandene den furchtsamen und erstaunten Jüngern die Sendung, Verwalter der göttlichen Barmherzigkeit zu sein. Jesus zeigt ihnen seine Hände und seine Seite mit den Wundmalen der Passion und teilt ihnen mit:

Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch!

Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert. (Joh 20,21f.)

Jesus überantwortet ihnen die Gabe, die Sünden zu vergeben, eine Gabe, die den Wunden an seinen Händen, seinen Füßen und vor allem seiner durchstoßenen Seite entspringt. Daraus ergießt sich eine Welle des Erbarmens auf die ganze Menschheit. Wir erleben diesen Augenblick erneut mit großer geistiger Intensität. Auch uns zeigt der Herr seine glorreichen Wunden und sein Herz, die unerschöpfliche Quelle von Licht und Wahrheit, Liebe und Vergebung.

Karfreitag

Jesus stirbt am Kreuz.

Von den Mächtigen verurteilt,

von der Menge verspottet,

von den Jüngern verlassen,

von Schmerzen gequält.

Doch Gott hat beschlossen,

uns gerade auf diese Weise

zu offenbaren,

was göttliche Liebe ist.

Der liebende Vater,

dessen Arme immer offen stehen,

wie hätte Gott tiefer offenbaren können,

dass dies nicht nur ein Bild,

sondern bleibende Realität ist?

Die Salbung in Betanien (Joh 12,1-11)

betanien_2.jpgMaria von Betanien salbt Jesus die Füße. Es sind die letzten Tage Jesu mit seinen Jüngern und Freunden. Ein letzter Liebesdienst. Doch Maria tut mehr an Jesus, als sie selbst erahnt: Sie huldigt in spontaner Liebe Jesus als dem König, der in den Tod gehen wird, um sein Volk zu erlösen.

Die Salbung Jesu, eine Verschwendung? Einige hätten das kostbare Öl lieber verkauft und das Geld den Armen gegeben. Aber beides ist wichtig, der Dienst an den Armen und der Dienst an Jesus. Man darf beides nicht gegeneinander ausspielen.

Tätigkeit ohne Gebet kann unfruchtbar bleiben, weil sie nicht aus der Mitte lebt, die Jesus Christus ist. Daher müssen wir auch immer wieder im Gebet beim Herrn verweilen, denn er gibt uns Kraft und zeigt uns, wie wir handeln sollen.

„Wenn das Gebet uns zu tieferer Einheit mit dem mitleidenden Christus führt, wird es immer konkretere Dienste nach sich ziehen. Und wenn konkrete Dienste uns wirklich enger mit den Armen, den Hungernden, den Kranken, den Sterbenden und Unterdrückten solidarisieren, werden sie immer ins Gebet einmünden. Betend begegnen wir Christus und in ihm allem menschlichen Leid. Dienend begegnen wir den Menschen und in ihnen dem leidenden Christus.“ (Henri Nouwen)

Psalm 30 (4)

An Gottes Barmherzigkeit niemals verzweifeln

psalm_30_4.JPGDas Leben mit Gott nicht nur ein Spaziergang. Der Glaube bewährt sich in der Prüfung. Das musste der Beter auf schmerzliche Weise erfahren und das ist auch unsere Erfahrung, wenn wir uns auf den Weg mit Gott einlassen. Wir werden immer mehr zum Tempel Gottes, geweiht, wenn wir uns einlassen auf die Liebesbeziehung mit Gott und diesem Gott durch Höhen und Tiefen hindurch treu bleiben. Die größte Prüfung dieser Liebe wird sein, wenn Gott sich scheinbar verbirgt und wir in seiner Verborgenheit seine Nähe erkennen müssen.
Doch nach der Prüfung kommt wieder die Freude. Gott lässt uns nicht in der Depression versinken. Gott will uns nicht niederdrücken, sondern er will uns immer mehr zur Freude führen. Auch wenn uns nach menschlichen Maßstäben der Weg, den Gott mit uns hat, unverständlich erscheint, dürfen wir doch darauf vertrauen, dass er besser weiß, was uns gut tut, als wir selbst.

30, 12-13 Da hast du mein Klagen in Tanzen verwandelt,
hast mir das Trauergewand ausgezogen und mich mit Freude umgürtet.
Darum singt dir mein Herz und will nicht verstummen.
Herr, mein Gott, ich will dir danken in Ewigkeit.

Mit Gott leben – auch wenn der Weg mit Gott beschwerlich wird, das ist die Kunst des Glaubens. Im vierten Kapitel seiner Regel beschreibt der Heilige Benedikt die Werkzeuge der christlichen Kunst. Am Ende einer langen Aufzählung steht der Satz: “An Gottes Barmherzigkeit niemals verzweifeln.”
Ähnlich hat auch Fridolin Stier gedacht, wenn er schreibt:

Liebe zu Gott – diese unglückliche Liebe!
Und das, obschon ich weiß (oder glaube),
dass sie erwidert wird – er hat uns zuerst geliebt.
Diese Liebe ist so unglücklich,
weil sie von dem Geliebten Schläge empfängt,
Unliebe erfährt, die menschliches Denken und Fühlen
als Gegenteil von Liebe empfindet. …
Liebe zu Gott – nur Erfahrene wissen,
dass unglückliche Liebe die seligste ist.

Psalm 30 (3)

Der ferne Gott

Plötzlich verstummt der Beter. Sein Lobgesang bricht jäh ab. Sein Mut und seine Hoffnung schwinden. Er blickt fragend um sich. Wo ist dieser Gott, mit dem ich meinte, leichten Fußes über Höhen zu schreiten? Wo ist er, der mir Halt gegeben hat?

30, 7-11 Im sicheren Glück dachte ich einst: Ich werde niemals wanken.
Herr, in deiner Güte stelltest du mich auf den schützenden Berg.
Doch dann hast du dein Gesicht verborgen. Da bin ich erschrocken.
Zu dir, Herr, rief ich um Hilfe, ich flehte meinen Herrn um Gnade an.
Ich sagte: Was nützt dir mein Blut, wenn ich begraben bin?
Kann der Staub dich preisen, deine Treue verkünden?
Höre mich, Herr, sei mir gnädig! Herr, sei du mein Helfer!

psalm_30_3.JPGIch denke hier an die Stelle im Evangelium, als Jesus über das Wasser geht und er Petrus zuruft, es auch zu wagen (vgl. Mt 14,22-33). Petrus steigt aus dem Boot und geht über das Wasser auf Jesus zu, doch dann verlässt ihn der Mut, “er bekam Angst und begann unterzugehen. Er schrie: Herr, rette mich!”
Mit der Schwerkraft nach oben – so habe ich den Anfang des Psalms überschrieben – und dann zieht die Schwerkraft doch plötzlich wieder nach unten. Du Kleingläubiger – warum hast du gezweifelt? – fragt Jesus den Petrus. Gott stellt unseren Glauben immer wieder auf die Probe. Das soll uns zeigen, wie stark unser Vertrauen auf Gott schon ist.
Wenn alles gut geht, machen wir uns schnell etwas vor, kommen leicht in Versuchung, uns zu sagen, wie toll wir doch sind. In der Prüfung erkennen wir dann, wo wir wirklich stehen. Wie fest ist der Grund, auf den wir gebaut haben? Wo verlasse ich mich auf Gott und wo noch zu sehr auf mich selbst?
Gott prüft uns, aber er lässt uns nicht untergehen. Als Petrus um Hilfe rief, hat der Herr sofort die Hand ausgestreckt, um ihn zu retten. So dürfen auch wir darauf vertrauen, dass Gott uns zwar manchmal etwas zappeln, aber nie versinken lässt. Die Prüfung soll uns ja nicht schaden, sondern sie soll uns helfen, immer fester im Glauben zu stehen.
Herr, hilf mir! Lass mich immer mehr auf dich vertrauen. Zeige mir meine Angst und meinen Kleinglauben und schenke du mir, dass ich immer fester auf dem Grund des Glaubens stehe.

Psalm 30 (2)

… und alles ist gut.

Der Beter freut sich an Gott und ruft auch andere zum Lobpreis auf:

30, 5-6 Singt und spielt dem Herrn, ihr seine Frommen, preist seinen heiligen Namen!
Denn sein Zorn dauert nur einen Augenblick, doch seine Güte ein Leben lang.
Wenn man am Abend auch weint, am Morgen herrscht wieder Jubel.

psalm_30_2.JPGDas Leben mit Gott erscheint als Weg über sonnige Höhen, unbeschwerlich, mit weiter Fernsicht, kein Wölkchen am Horizont. Da lässt es sich fröhlich voranschreiten mit einem Lied auf den Lippen.
Selbst wenn einige Wolken auftauchen oder einige Steine im Weg liegen, so ist sich der Beter doch gewiss, dass die Sonne auch weiter scheint und der Weg bald wieder eben wird.
Schlaf mal drüber … Wer hat diesen Rat noch nicht gehört. Es ist eine bekannte Weisheit, dass vieles am nächsten Tag anders aussieht. Wenn wir es schaffen, vom Grübeln weg zu kommen und Ruhe finden, dann kommen wir manchmal “im Schlaf” zu einer Lösung.
Der Beter ruft uns auf, die “Leichtigkeit des Seins” auszukosten, positiv in die Zukunft zu blicken. Wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott nicht kleinlich auf unsere Fehler schaut. Auch wenn wir etwas falsch gemacht haben, so ist Gott doch immer wieder bereit, uns zu verzeihen. Seine Barmherzigkeit ist grenzenlos, sein Zorn einen Augenblick – seine Güte ein Leben lang.
Wie ist mein Bild von Gott? Vertraue ich auf seine Barmherzigkeit? Bin ich bereit, auch anderen Barmherzigkeit zu erweisen? Kann ich anderen verzeihen und auch mal ein Auge zu drücken, oder bin ich kleinlich und mache so anderen das Leben zur Hölle?
Herr, hilf mir, auf deine Barmherzigkeit zu vertrauen und auch selbst barmherzig zu sein.