Bekehrung des Apostels Paulus

Die Bekehrung des Apostels Paulus, die sich wahrscheinlich im Jahr 36 ereignet hat, ist ein sowohl für Paulus selbst als auch für die gesamte Weltgeschichte einschneidendes Ereignis. An diesem Tag wird aus dem Schriftgelehrten, der mit jüdischem Namen auch Saulus heißt, ein Verkünder des Evangeliums von Jesus Christus in nahezu der gesamten damals bekannten Welt. Aus der jungen Kirche wird eine Weltkirche, die bald im gesamten Römischen Reich und darüber hinaus vertreten ist.

Jesus Christus war gestorben und auferstanden. Die Botschaft davon haben zunächst die Zwölf Apostel in Jerusalem und Umgebung verkündet. Sie sind Jesus nachgefolgt und haben von ihm gelernt und verkünden nun das, was Jesus gesagt hat. Sie verkünden den Anbruch der Gottesherrschaft, die sich in einem gerechten Leben, Heilungen und der Hoffnung auf ein ewiges Leben bei Gott zeigt. Jesus Christus lebt und er schenkt allen, die an ihn glauben und ihm nachfolgen neues Leben.

Diese Botschaft der Erlösung und Befreiung fiel bei vielen Menschen auf fruchtbaren Boden. Die obersten Führer der jüdischen Religion aber, Hohepriester und Schriftgelehrte, sahen darin einen Angriff auf die jüdische Religion. Jesus und die ersten Jünger waren Juden, aber sie gingen einen Weg, der nicht mehr dem entsprach, was die jüdischen Lehrer vorgaben. Mit seinen Predigten hatte Jesus das Gesetz des Mose, auf dem der jüdische Glaube beruht, neu ausgelegt und die Autorität der Schriftgelehrten massiv angegriffen.

Es kam zu Verfolgungen der ersten Christen in Jerusalem und Umgebung, an denen Paulus maßgeblich mitgewirkt hat. Er war anwesend, als Stephanus als erster Märtyrer für den Glauben an Jesus Christus sein Blut vergossen hat. Er will die Anhänger des neuen Weges aufspüren und vernichten und reist dazu im Auftrag der Hohenpriester bis nach Damaskus. Auf dem Weg nach Damaskus aber geschieht etwas, das sein Leben grundlegend verändert hat.

Vor Damaskus sieht Paulus ein helles Licht, das ihn zu Boden wirft und er hört eine Stimme, die zu ihm spricht. Paulus ist von diesem Ereignis überwältigt. Er braucht Tage, um sich davon zu erholen. Für ihn ist von nun an sicher, dass Jesus Christus selbst zu ihm gesprochen hat und ihn zum Apostel berufen hat, zum Verkünder des Glaubens an Jesus Christus in der ganzen Welt. Das junge Christentum hat einen neuen Apostel, der den Kreis der Zwölf ergänzt.

Gemeinschaft der Heiligen (2)

Ein großes Geschenk des Zweiten Vatikanischen Konzils war es, eine auf “communio” – Gemeinschaft – gründende Sicht der Kirche wiedergewonnen zu haben. Das Konzil hat uns geholfen, besser zu verstehen, dass alle Christen als Getaufte die gleiche Würde vor dem Herrn besitzen und in derselben Berufung, der Berufung zur Heiligkeit, vereint sind.

Jetzt fragen wir uns: Worin besteht diese allgemeine Berufung zur Heiligkeit? Und wie können wir sie verwirklichen? Zunächst müssen wir uns zu Bewusstsein führen, dass Heiligkeit nicht etwas ist, das wir uns selbst erwerben können, das wir mit unseren Eigenschaften und mit unseren Fähigkeiten erlangen können. Heiligkeit ist ein Geschenk, sie ist das Geschenk, das der Herr uns macht, wenn er uns annimmt und uns mit sich selbst bekleidet, uns ihm ähnlich macht. …

Heiligkeit ist ein Geschenk, das ohne Ausnahme allen Menschen angeboten wird. Daher ist sie das Wesensmerkmal eines jeden Christen. All das lässt uns verstehen, dass man, um heilig zu sein, nicht Bischof, Priester, Ordensmann oder Ordensfrau sein muss: Nein, wir alle sind berufen, heilig zu werden! … Gerade dadurch, dass wir in der Liebe leben und im täglichen Tun unser christliches Zeugnis geben, sind wir berufen, heilig zu werden – und zwar in jeder Situation und in jedem Lebensstand. …

Ja, jeder Lebensstand führt zur Heiligkeit, immer! Bei dir zuhause, auf der Straße, am Arbeitsplatz, in der Kirche, in jedem Augenblick steht der Weg zur Heiligkeit offen. … Heiligkeit ist die Einladung, an der Freude des Herrn teilzuhaben und jeden Augenblick unseres Lebens mit Freude zu leben, Heiligkeit ist die Einladung, uns darzubringen und Christus gleich zu einer Liebesgabe für die Menschen um uns zu werden.

(Papst Franziskus)

Johannes Nepomuk Neumann (1811-1860)

Johann Nepomuk Neumann wurde am 28. März 1811 als ältestes von sechs Kindern der Familie Neumann in Prachatitz (Prachatice) im Böhmerwald, etwa 45 Kilometer westlich von Budweis (Ceske Budejovice), geboren. Sein Vater war von Beruf Strumpfwirker und erst 1802 aus dem unterfränkischen Obernburg am Main ausgewandert.

Nach dem Besuch der Elementarschule ging er nach Budweis auf das Gymnasium und begann nach dem Abitur das Studium der Theologie in Prag. Sein Ziel war es, Priester zu werden. Damals gab es jedoch in seiner Heimatdiözese genügend Priester, so dass er nicht zur Weihe zugelassen wurde. Über die Leopoldinen-Stiftung in Wien erfuhr er aber, dass in Nordamerika dringend Priester für die vielen deutschen Auswanderer gesucht wurden.

Am 11. Februar 1836 nahm Johann Nepomuk Neumann Abschied von seiner Heimat, reiste zu Fuß nach Frankreich, und bestieg am 20. April in Le Havre ein Schiff nach New York, wo er am 2. Juni ankam. Nur wenige Tage nach seiner Ankunft, am 24. Juni, wurde er zum Diakon und einen Tag später zum Priester geweiht. Seinen Dienst in der Fremde legte er ganz in Gottes Hand:

O mein Gott, der Gang meiner Unternehmungen behält noch immer den Charakter des Unerwarteten, des Misslingens aller meiner Versuche, der getäuschten Hoffnungen. Ich stehe an der Grenze eines weiten gefahrvollen Landes ohne einen anderen Führer als dich, mein Gott. Es kommt mir vor als wäre eine unbekannte Hand im Spiel. Aber mir wird nichts widerfahren, denn ich bin dein … und du bist allmächtig.

Über seine Briefe wissen wir viel von seiner ersten priesterlichen Tätigkeit in dem damals noch weitgehend unerschlossenen Gebiet bei Buffalo am Eriesee. Er erkannte jedoch, dass die umfangreiche Tätigkeit dort ohne den Rückhalt einer Gemeinschaft für einen einzelnen Priester zu viel war. Im November 1840 trat er bei den Redemptoristen ein, ebenso wie sein Bruder Wenzel, der ihm im Jahr 1839 nach Nordamerika gefolgt war. Es ist eine Zeit des Aufbruchs und noch ungefestigter Strukturen. Die Chronik des Noviziates vermerkt:

Dieser erste Novize unserer amerikanischen Provinz genoss nicht den regelmäßigen Unterricht und die sorgfältige Leitung eines geordneten Noviziates, dennoch ward er sogleich mit den Arbeiten reifer Ordensmänner betraut, und zeichnete sich aus durch treue Beobachtung der Ordensregeln, durch Liebe zur Kongregation und durch große Tugenden.

Seine erste Pfarrstelle nach dem Ablegen der Gelübde war die Seelsorge an der Alfonsus-Kirche in Baltimore, wo es damals 4000 deutsche Katholiken gab. Bald wurde er Stellvertreter des Provinzials und betreute auch die Armen Schulschwestern Unserer Lieben Frau, die von München nach Nordamerika gekommen waren und die ihn heute “als unseren Gründer in Amerika verehren”. 1844 wurde er Leiter des Klosters in Pittsburgh, 1847 Visitator aller amerikanischen Niederlassungen des Ordens, 1848 Vizeprovinzial. Er ließ Kirchen bauen und Schulen gründen, er predigte und hörte Beichte in sieben Sprachen, er gab zwei Katechismen heraus und veröffentliche Artikel. Vor allem die Erziehung der Jugend lag ihm am Herzen und er legte mit seinem Wirken den Grundstein für das kirchliche Pfarrschul-System in den heutigen USA.

Diese kurze Aufzählung lässt erahnen, wie umfangreich seine unermüdliche Tätigkeit war. Im Jahr 1852 wurde er schließlich zum Bischof von Philadelphia ernannt. Dabei lebte er in aller Bescheidenheit, kehrte sein Zimmer selbst und putzte sich selbst die Schuhe. Er nahm sich vor allem der einfachen und armen Leute an. Ihnen fühlte er sich verwandt, mit ihnen aß er Kartoffelsuppe, spülte selbst in der Küche. Ein Beispiel für seine Bescheidenheit und zugleich seinen Humor gibt die folgende Anekdote:

Jemand sagte zu ihm: “Herr Bischof, wechseln Sie doch ihre Schuhe, sie sind ja ganz durchgeweicht.” – “Die Schuhe wechseln? Da müsste ich ja den linken Schuh über den rechten Fuß anziehen …” – Er hatte nur ein Paar Schuhe.

Als Wahlspruch für sein Bischofswappen wählte er aus dem Gebet “Anima Christi” den Satz:

Leiden Christi, stärke mich!

Sein rastloser Einsatz zehrte an seiner Gesundheit. Im Alter von 49 Jahren brach er zusammen und starb am 5. Januar 1860. Sein Begräbnis war die größte Feier, die Philadelphia bis dahin erlebt hatte. Bereits wenige Jahre nach seinem Tod wurde der Seligsprechungsprozess eingeleitet. 1963 erfolgte die Selig- und 1977 die Heiligsprechung.

Seliger Winthir

Wer in München auf dem Rotkreuzplatz, dem Zentrum des Stadtteils Neuhausen, ankommt, entdeckt kurz vor dem Rotkreuzkrankenhaus die moderne Statue eines heiligen Mannes, der auf einem Esel sitzt und predigend das Kreuz emporhebt. Wer dann nicht auf der Nymphenburger Straße weitergeht, sondern die etwas abgelegene Winthirstraße Richtung Westen geht, entdeckt das alte Neuhauser Kirchlein mit dem Alten Friedhof.

All dies sind Gedenkmarken an einen Heiligen aus vergangener Zeit. Man weiß nicht einmal genau, wann der heilige Winthir hier in Neuhausen den Einwohnern des damals kleinen Ortes das Evangelium verkündet hat. War es bereits im 8. Jahrhundert oder doch erst im 12. Jahrhundert? Neuhausen wird erstmals im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt und die ältesten uns erhaltenen schriftlichen Zeugnisse über den seligen Winthir stammen aus dem 18. Jahrhundert.

Die frommen Überlieferungen aber wissen von einem Heiligen, der aus unbekannter Ferne kam und sich an diesem Ort niedergelassen hat. Er verdiente seinen Lebensunterhalt als Maultiertreiber und verkündete den Menschen, die hier lebten, das Evangelium von Jesus Christus. Zudem soll er auch wundersame Heilungen gewirkt haben. Die Echtheit seines Grabes in der Winthirkirche konnte nachgewiesen werden.

Es gab also diesen heiligen Mann, den seligen Winthir, dessen Andenken über die Jahrhunderte von den Menschen in Neuhausen bewahrt wurde. Bis heute ist er den Menschen als Volksheiliger im Gedächtnis geblieben und immer wieder geschehen Wunder auf seine Fürsprache hin. Noch heute mahnt uns sein erhobenes Kreuz, dass wir den nicht vergessen, der für uns als Kind in diese Welt gekommen ist und uns durch sein Leben, Sterben und Auferstehen den Weg zu einem neuen Leben erschlossen hat. Für diesen unseren Herrn Jesus Christus gibt der selige Winthir Zeugnis, damals wie heute.

Heiliger Stephanus

Herr Jesus Christus,

der heilige Stephanus hat Zeugnis gegeben

von dir durch Wort und Tat

und hat als erster dieses Zeugnis

mit seinem Leben bezahlt

und ist dir nachgefolgt

auf dem Weg ins ewige Leben.

In seinem Sterben hat er

für seine Bedränger gebetet.

Wir danken dir für das Beispiel des heiligen Stephanus,

durch das wir herausgefordert werden,

es ihm gleich zu tun.

Wir bitten dich, Herr,

lass uns nachahmen, was wir feiern,

so dass wir lernen, selbst unsere Feinde zu lieben;

denn wir begehen ja das Geburtsfest dessen,

der es verstand, selbst für seine Verfolger zu beten.

Amen.

2. Advent – Johannes der Täufer

johannes_taeuferHart ist das Leben Johannes des Täufers, hart sind die Worte seiner Predigt. Von Gottes Ruf getroffen ist Johannes in die Wüste gegangen, in die steinige Einöde im Osten Israels. Karg ist sein Leben, bekleidet mit einem einfachen Mantel aus Kamelhaar ernährt er sich von dem, was ihm die Wüste bietet: von Heuschrecken und wildem Honig. Dann ruft ihn Gott, das Wort an das Volk Israel zu richten, dass die Zeit da ist, in der Gott den schon so lange und sehnsüchtig erwarteten Messias senden wird. Durch Umkehr soll sich Israel für ihn bereit machen.

Wenn wir es recht betrachten, so scheint Johannes der Täufer damals auf einem ganz aussichtslosen Posten gestanden zu haben. In der Einöde in der Nähe des Flusses Jordan kündigt er einen Heilsbringer an, von dem die ganze Welt erfahren soll und gibt sich als dessen Wegbereiter aus. Ein Irrer, wie es viele auf der Welt gibt? Doch an den Früchten wird man erkennen, was ein echter Prophet ist.

Das Wort des Johannes bleibt nicht ungehört. Viele sind es, die sich von Jerusalem und ganz Judäa auf den beschwerlichen Weg an den Jordan machen. Sie bekunden ihre Bereitschaft zur Umkehr durch den Empfang der Taufe. Johannes scheint auch sehr detaillierte Anweisungen gegeben haben, wie die Menschen ihre Bereitschaft zur Umkehr in ihrem Leben zum Ausdruck bringen können.

Der Messias, den Johannes verkündet, wird zum Gericht auf die Erde kommen. Eindrucksvoll ist das jedem Menschen damals vertraute Bild, wenn bei der Ernte die Spreu vom Weizen getrennt wird und jeder kann sich vorstellen, wie die trockene Spreu in kürzester Zeit vom Feuer verbrannt wird. Wir dürfen uns da ein großes Feuer vorstellen, eine Art Weltenbrand, und ein solch großes Feuer erhitzt die Luft, so dass ein Sturm entsteht. Doch dieser Feuersturm, den wir dann an Pfingsten erleben, wird ein ganz anderer sein als der, den sich Johannes ausgemalt hat.

Später, als man Johannes ins Gefängnis wirft, wird er die zweifelnde Frage stellen, ob dieser Jesus wirklich der Messias ist, den er angekündigt hat. Wenn wir auf das Leben Jesu schauen, so offenbart sich in ihm nicht ein Gott des Gerichtes, sondern ein Gott der Barmherzigkeit. Auch Jesus wird von der Notwendigkeit der Umkehr sprechen, von der Entscheidung für ein Leben, das Gottes Liebe zum Ausdruck bringt, von einem Gericht, das der Welt bevorsteht. Doch Jesus tut das nicht mit donnernden Worten. Er tut es, indem er Gottes Barmherzigkeit zeigt und deutlich macht, dass ein Mensch nur dann das Leben gewinnen kann, wenn er sich in die Hände dieses barmherzigen Gottes gibt.