Bernhard von Clairvaux

Wenn du weise bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal. (Bernhard von Clairvaux)

Bernhard von Clairvaux mahnt dazu, erst selbst zu lernen, selbst den eigenen Weg zu finden, selbst spirituelle Erfahrungen zu machen, bevor man anderen helfen will. Nur wer selbst voll ist wie eine Schale, kann aus seiner Fülle weiter schenken. Wer nur ein Kanal ist, der weiterleitet, wird sich schnell verausgaben. Gerade in unserer hektischen Zeit haben die Worte Bernhards wieder neu an Bedeutung gewonnen und werden gerne von Psychologen zitiert. Nehmen wir uns Zeit, uns selbst zu begegnen, nehmen wir uns Zeit, Gott zu begegnen. Erst dann können wir nachhaltig in den Dienst der Menschen treten und von Gott Zeugnis geben.

Wenn du weise bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal. Der Kanal nimmt fast gleichzeitig auf und gibt weiter, was er aufgenommen hat, die Schale aber wartet, bis sie voll ist. Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Verlust weiter. …

Wir haben heute viele Kanäle in der Kirche, aber sehr wenige Schalen. Diejenigen, durch die uns die himmlischen Ströme zufließen, haben eine so große “Liebe”, dass sie lieber ausgießen als aufnehmen wollen, dass sie lieber reden als zuhören, dass sie schnell dabei sind zu lehren, was sie selbst nie gelernt haben, und danach verlangen, eine führende Stellung einzunehmen, auch wenn sie es nicht einmal verstehen, sich selbst zu lenken. …

Du aber lerne, nur aus der Fülle auszugießen und nicht den Wunsch zu haben, freigiebiger zu sein als Gott. Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, ergießt sie sich in den Fluss oder wird zu einem See. Die Schale schämt sich nicht, dass sie nicht überströmender ist als die Quelle. …

Handle also auch du ebenso! Werde zuerst voll, und dann magst du daran denken, aus deiner Fülle weiterzugeben. Eine gütige und kluge Liebe pflegt zuzuströmen, nicht zu verrinnen. …

Ich kann aus dir keinen Reichtum schöpfen, wenn du leer bist. Wenn du nämlich mit dir selbst schlecht umgehst, wem bist du dann gut? Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle, wenn nicht, dann spare für dich.

Heiliger Laurentius

Der Überlieferung nach wurde Laurentius in Spanien geboren, studierte in Saragossa und lernte dort den späteren Papst Sixtus II. kennen, der ihn dann mit nach Rom nahm. Während Sixtus Priester und Gelehrter war, entschied sich Laurentius für das Amt des Diakons, in welchem er seine Liebe zu den Menschen durch den Dienst an den Armen und Bedürftigen zum Ausdruck bringen konnte.

Zwischen Sixtus und Laurentius entstand eine Freundschaft und Vertrautheit, die im Laufe der Zeit noch zunahm und sich festigte. Als Sixtus im Jahr 257 zum Bischof von Rom erhoben wurde, machte er Laurentius zum ersten Diakon der Stadt. Er war nun zusammen mit den anderen Diakonen unermüdlich unterwegs, sammelte Spenden und verteilte diese an die Armen, Kranken und Behinderten, Witwen und Waisen. Bei den Bürgern Roms gewann Laurentius wegen seines Einsatzes hohes Ansehen.

Doch es waren unruhige Zeiten und das Misstrauen gegen die sich immer weiter ausbreitende Gemeinschaft der Christen wuchs. In Kaiser Valerian fanden die Gegner der Christen einen mächtigen Verbündeten. Der Kaiser wollte vor allem die Führungselite der Christen, Bischöfe, Priester und Diakone, ausschalten und sich an den Gütern der Kirche bereichern. Bereits damals hatte die Kirche vor allem durch Schenkungen frommer Christen einen gewissen Reichtum erlangt.

Am 6. August wurde Papst Sixtus zum Martyrium geführt. Nun begann Laurentius, die gesamten Schätze der Kirche unter den Armen zu verteilen. Dabei soll er auch einen Blinden durch das Zeichen des Kreuzes geheilt haben. Nach drei Tagen wurde er schließlich, wie ihm Sixtus verheißen hatte, selbst gefangen genommen. Der Kerkermeister Hippolytus, der Laurentius bewachen sollte, bekehrte sich, als er den Mut und die Standhaft des Laurentius sah. Als ihn schließlich der Kaiser zwingen wollte, die Schätze der Kirche herauszugeben, führte Laurentius viele Arme in den kaiserlichen Palast und sagte:

Sieh her, dies ist der Reichtum der Kirche. – Die Armen sind der wahre Schatz der Kirche.

Der erboste Valerian ließ Laurentius daraufhin mit Bleiklötzen schlagen und zwischen glühende Platten legen. Er bot ihm an, diese Qualen zu beenden, wenn Laurentius den heidnischen Göttern ein Opfer bringt. Doch Laurentius blieb standhaft und so befahl der Kaiser schließlich, ihn über stetig geschürtem Feuer auf einem Rost langsam zu Tode zu martern. Selbst in diesen Qualen bewahrte der Heilige sich seinen Humor und neckte den Henker, er solle ihn auf dem Feuer wenden, der Braten sei auf der einen Seite schon gar.

Diese Seite ist gut durch, dreh um und iss.

So soll Laurentius dem Kaiser zugerufen haben, bevor er starb. Und Ambrosius fügt hinzu:

So hat er durch seine Tapferkeit die Glut des Feuers besiegt.

Bis heute gehört Laurentius zu den bekanntesten und beliebtesten Heiligen. Die Sternschuppen, die Anfang August oft besonders zahlreich zu sehen sind, werden ihm zu Ehren als “Laurentiustränen” bezeichnet. Laurentius schenkt uns so ein Zeichen des Lichtes, in das er selbst eingegangen ist, und zeigt uns, dass es keine Nacht gibt, so finster sie auch sein möge, die stärker sein könnte als Gottes Licht, wie wir in der Vesper am heutigen Festtag beten:

Der heilige Laurentius sprach: Meine Nacht kennt keine Dunkelheit, sie ist hell wie der Tag.

Petrus Chrysologus

Wer dem Hungrigen sein Brot bricht, gibt sich selbst das Himmelreich! Der aber wird sich die Quelle des Lebens versiegen machen, der dem Durstigen den Wasserbecher verweigert! Aus Liebe zu den Armen verkauft Gott sein Reich, und damit jeder Mensch es sich kaufen kann, bietet er es an für den Preis eines Stückes Brot. Weil er wollte, dass alle es erhalten sollen, setzt er den Preis so gering an, dass jeder Mensch ihn zahlen kann. … Mensch, du gibst dir, wenn du dem Armen gibst; denn was du dem Armen nicht gibst, wird ein anderer einheimsen; dir wird nur das bleiben, was du dem Armen gibst!

20.7. Apollinaris von Ravenna (+75 oder um 200)

Mit dem heiligen Apollinaris kommen wir sehr nah an die Zeit Jesu und der Apostel heran. Legenden berichten sogar davon, dass Apollinaris einer der 72 Jünger war, die Jesus ausgesandt hat. Dafür finden sich jedoch keine Belege. Andere Legenden berichten davon, dass Apollinaris ein Schüler des Apostels Petrus war und sich diesem entweder bereits in Antiochien oder später in Rom angeschlossen hat. Von Rom aus soll Petrus dann den Apollinaris in die Stadt Ravenna gesandt haben, um dort das Evangelium zu verkünden. Apollinaris wurde der erste Bischof der Stadt Ravenna und ist bis heute Schutzpatron dieser Stadt.

Möglicherweise spiegeln diese Legenden, die das Wirken des hl. Apollinaris eng mit dem Apostel Petrus verknüpfen, das Bestreben der Stadt Ravenna wieder, in ihrer Würde mit Rom gleichzuziehen. Ravenna war in den letzten Jahrzehnten des Weströmischen Reiches anstelle von Rom Kaiserresidenz. Nach dem Ende des Weströmischen Reiches (476) übernahmen die Ostgoten die Herrschaft. Unter Kaiser Justinian eroberte das Oströmische Reich Teile Italiens zurück. Von 540 bis 751 war das Exarchat Ravenna die wichtigste Stadt des Oströmischen Reiches in Italien. Im Jahr 751 eroberten die Langobarden die Stadt, unterlagen aber bald dem Heer des Karolingers Pippin des Jüngeren, dem Vater Karls des Großen. Dieser soll in der sogenannten Pippinischen Schenkung das eroberte Gebiet um Ravenna dem Papst vermacht haben, woraus sich dann der Kirchenstaat entwickelt hat.

Die Kirche von Ravenna sollte also mit Apollinaris einen Gründer haben, der in seiner Würde nur wenig geringer war als ein Apostel und durch die Verbindung mit Petrus eng mit dem Haupt des Apostelkollegiums verbunden war. Andere Legenden hingegen datieren die Lebenszeit des hl. Apollinaris erst auf das 2. Jahrhundert. Nach allen Legenden aber soll er als Märtyrer gestorben sein und während seines Wirkens in Ravenna viele Wunder vollbracht und unerschrocken den Glauben an Jesus Christus verkündet haben. So soll er durch sein Gebet einen Blinden geheilt und die verstorbene Tochter eines vornehmen Römers wieder zum Leben erweckt haben.

Die Tochter des Patriziers Rufus, eines Fürsten von Ravenna, wurde krank, und er rief den hl. Apollinaris herbei, damit er sie heile. Aber als der Heilige in sein Haus kam, starb die Tochter. Da sprach Rufus: “Wärst du doch nicht in mein Haus gekommen, siehe, nun sind die großen Götter zornig geworden und wollen meine Tochter nicht mehr heilen. Was aber kannst du schon für sie tun?” Apollinaris antwortete: “Hab keine Furcht, doch schwöre mir: wird deine Tochter wieder lebendig, so hindere sie nicht, ihrem Schöpfer nachzufolgen.” Das schwor der Vater. Da betete der hl. Apollinaris und die Jungfrau stand auf, bekannte den Namen Jesu Christi und empfing mit ihrer Mutter und vielen anderen die heilige Taufe, und blieb danach jungfräulich bis an ihren Tod. (Legenda Aurea)

Der Kaiser aber hörte von diesem Wunder und befahl daraufhin, Apollinaris zu zwingen, den christlichen Glauben zu leugnen und den Göttern zu opfern. Da dieser standhaft blieb, wurde er geschlagen, gefoltert und anschließend mit heißem Wasser übergossen. Danach wurde Apollinaris auf einem Schiff gefesselt in die Verbannung geführt. Das Schiff aber soll in Seenot geraten sein und allein Apollinaris und einige Soldaten, die sich von ihm taufen ließen, wurden gerettet. So kehrte Apollinaris nach Ravenna zurück, wurde aber sofort wieder festgenommen. Da er aber den blinden Sohn des Richters heilte, brachte ihn dieser vier Jahre lang in seinem Landgut in Sicherheit. Erst unter Kaiser Vespasian stellten die Heiden den Christen wieder stärker nach und spürten auch Apollinaris auf. Um das Jahr 75 wurde er von heidnischem Mob zu Tode geprügelt und starb den Märtyrertod. Andere Legenden datieren diese Ereignisse erst auf die Zeit um 200.

Über dem Grab des Heiligen in Classe, einem Vorort Ravennas, wurde um das Jahr 549 die weltberühmte dreischiffige Basilika S. Apollinare in Classe erbaut, im Jahr 856 wurden die Reliquien von dort in die Kirche S. Apollinare Nuovo im Zentrum der Stadt Ravenna übertragen. Seine Verehrung breitete sich von Ravenna über Rom und Mailand bis nach Südfrankreich und ins Elsass aus. Im Mittelalter kamen Reliquien des Heiligen nach Aachen, Siegburg, Düsseldorf und Remagen, wo die Verehrung des Heiligen bis heute lebendig ist. Apollinaris ist der Schutzpatron der Städte Düsseldorf und Remagen. Auf dem Apollinarisberg in Remagen, wo mit der Hauptreliquie die bedeutendste Reliquie des Heiligen aufbewahrt wird, ist seit dem 14. Jahrhundert eine Wallfahrt belegt, zu der auch heute noch jedes Jahr viele Pilger kommen.