27.1. Angela Merici

Angela Merici wurde um das Jahr 1474 in Desenzano am Gardasee geboren. Ihr Vater Giovanni war Bauer, ihre Mutter stammte aus angesehener Familie. Auch wenn wir über ihre Kindheit wenig wissen zeigt sich später in ihrem Leben, dass ihr von ihrer Familie neben der religiösen Prägung ein hohes Maß an Bildung vermittelt wurde. Beide Eltern starben früh, ein Bruder der Mutter nahm Angela und ihre Geschwister bei sich auf. Bei ihm lernte Angela das Leben der vornehmen Gesellschaft kennen, das ihr missfiel.

Angela fühlte sich schon früh zu einem einfachen, religiös geprägten Leben hingezogen. Sie wurde Mitglied im Dritten Orden des Heiligen Franziskus. Zudem erkannte sie, wie ungebildet viele Kinder ihrer Heimat aufwuchsen. In ihrem Heimatort sammelte sie zunächst einige Freundinnen um sich, mit denen sie sich der Erziehung der Kinder widmete. Bald wurde ihr Engagement in der weiteren Umgebung bekannt und im Jahr 1516, als Angela bereits etwa 40 Jahre alt war, reiste sie auf Wunsch der Franziskaner nach Brescia.

In Brescia lebte Angela zunächst im Haus der Familie Patengola, die wie sie dem Dritten Orden angehörten und eng mit einer religiösen Reformbewegung verbunden waren. Schon nach kurzer Zeit wurde Angela zum Mittelpunkt einer Gruppe junger Männer und Frauen, die ein bewusst religiös geprägtes Leben führen wollten. Mit ihrer einfachen und nach dem Evangelium ausgerichteten Lebensform wurde Angela zum Vorbild dieser Menschen. Einer von ihnen schreibt später:

Sehr viele Menschen holten sich bei ihr Rat – jeder in seinen besonderen Nöten – und sie war wirklich in der Lage, in jeder Notsituation zu helfen. Sie beriet alle mit solch einer Liebenswürdigkeit, dass ihr Zimmer nie leer wurde.

Im Jahr 1524 unternahm Angela eine Wallfahrt ins Heilige Land. Auf dem Weg dorthin erblindete sie aus unerklärlichen Gründen. Dennoch besuchte sie alle heiligen Stätten. Bei ihrer Rückkehr konnte sie plötzlich wieder sehen. Im darauffolgenden Jahr pilgerte sie nach Rom, wo sie eine Privataudienz bei Papst Clemens VII. erhielt. Der Papst wollte sie für die Mitarbeit in einer sozialen Einrichtung in Rom gewinnen, aber Angela kehrte nach Brescia zurück.

Angela blieb auf der Suche nach ihrem Weg. Es bildete sich um sie eine Gemeinschaft von jungen Frauen und Witwen, die sich bald “Compagnia di Santa Orsola” (Gesellschaft der Heiligen Ursula) nannte. Nach einer Wallfahrt im Jahr 1532 nach Varallo widmete Angela sich nun ganz dem Aufbau dieser Gemeinschaft, in der das Gebet und das Leben nach dem Evangelium im Mittelpunkt standen, einer Gemeinschaft von Frauen, die nicht in klösterlicher Abgeschiedenheit leben sollten, sondern unter die Menschen gingen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite standen. Sie selbst führte ein asketisches Leben in einem kleinen Zimmer bei der Kirche St. Afra in Brescia.

Eine solche Gemeinschaft bedurfte einer Regel und der offiziellen rechtlichen Anerkennung durch die Kirche. Daran arbeitete Angela, bis schließlich am 25. November 1535 der “Ordo Sanctae Ursulae” (OSU) von Papst Paul III. approbiert wurde. Angela gehörte zusammen mit 28 Gefährtinnen zu den ersten Mitgliedern dieser Gemeinschaft, im Jahr 1537 wurde sie zur ersten Oberin. Die Gemeinschaft breitete sich schnell in den Städten Norditaliens aus. Neben der Regel verfasste Angela noch zwei weitere Schriften für ihre Mitschwestern, die Ricordi (Gedenkworte) und die Legati (Testament).

Am 27. Januar 1540 starb Angela. In einem großen Trauerzug wurde ihr Leichnam durch die Stadt geführt und sie fand ihre letzte Ruhe neben dem Hochaltar der Kirche St. Afra in Brescia. Sie wurde 1768 von Papst Clemens XIII. seliggesprochen. Die Heiligsprechung erfolgte 1807 durch Pius VII.

Ihr Orden war zunächst eine Gemeinschaft, die sich ganz dem Dienst am Nächsten widmete, aber nicht in klösterlicher Abgeschiedenheit lebte. Die Frauen lebten ohne Ordenstracht, Gelübde und Klausur weiter bei ihren Familien, aber nach den evangelischen Räten Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam. Bald nach Angelas Tod wandelte sich der Orden jedoch im Jahr 1544 zu einer Klostergemeinschaft mit dem Schwerpunkt Erziehung und Unterricht. Die Schulen der Ursulinen haben bis heute eine große Bedeutung für die Erziehung und schulische Bildung junger Menschen, besonders der Mädchen. Der Orden breitete sich bald von Italien über Frankreich und Deutschland in ganz Europa, Nordamerika und schließlich über die ganze Welt aus.

In ihren Ricordi gibt Angela ihren Mitschwestern folgende Ermutigung mit auf ihrem Weg:

Verliert nicht den Mut und glaubt nicht, euer Wissen und Können reiche für diese einzigartige Aufgabe nicht aus. Habt Zuversicht und das feste Vertrauen auf Gott, dass er euch in allem helfen wird. Betet zu ihm und demütigt euch unter seine gewaltige Macht. Da er euch dieses Werk anvertraut hat, wird er euch auch gewiss die Kraft geben, es zu vollbringen, wenn nur ihr es an nichts fehlen lasst. Handelt, seid rührig und glaubt, müht euch und vertraut, ruft zu ihm aus ganzem Herzen, und ihr werdet ganz sicher Wunderbares erleben, da Gott alles zum Lob und Ruhm seiner Herrlichkeit und zum Heil der Seelen lenken wird.

Umkehr

Umkehr.

Ich laufe. Immer geradeaus. Vielleicht auch im Kreis. Mir passieren immer wieder die gleichen Fehler, ich tappe immer wieder in dieselben Fettnäpfchen. Was habe ich schon alles versucht. Es hat sich nichts geändert.

Umkehr.

Wohin? Gibt es einen Weg zurück aus Scheitern, Hass und Verletzung? Gibt es einen Weg, der Wunden heilt und Unrecht verzeiht? Gibt es einen Weg heraus aus der Abhängigkeit, in die ich mich verstrickt habe?

Umkehr.

Es gibt immer einen Ausweg. Umkehr ist immer möglich. Gott reicht uns die Hand und hebt uns über die Mauer am Ende unserer Sackgasse, über die Gräben, die sich zwischen Menschen aufgetan haben.

Umkehr.

Hoffnung und Herausforderung. Umkehr ist kein billiges “das passt dann schon wieder”. Umkehr ist radikal. Ich muss dazu bereit sein, einen neuen Schritt zu tun – an Gottes Hand. Einen Schritt ins Ungewisse, aber gehalten von der Zuversicht, dass Gott mir stets mehr geben wird, als ich mir zu wünschen wage.

Die Notwendigkeit zur Umkehr besteht,
nicht weil der Tag X vor der Tür steht,
nicht wegen der Angst,
am Ende zu den Verlorenen zu gehören,
sondern aus Freude am Reich Gottes.

Das Reich Gottes ist schon da,
wir wollen teilhaben ihm,
an der Freude, die Christus schenkt,
wir wollen dazugehören zu einer Welt,
in der es Heil und Rettung gibt.