Von Gott gerufen (Jes 45)

So spricht der Herr zu Kyrus, seinem Gesalbten, den er an der rechten Hand gefasst hat, um ihm die Völker zu unterwerfen, um die Könige zu entwaffnen, um ihm die Türen zu öffnen und kein Tor verschlossen zu halten. (Jes 45,1)

Der Perserkönig Kyrus, von dem hier die Rede ist, hat innerhalb weniger Jahre sein ererbtes persisches Kernland zu einem Weltreich erweitert, das von Indien bis ans Mittelmeer reichte. Das Reich des legendären lydischen Königs Krösus hat er erobert und auch das einst mächtige Babylon. Das neubabylonische Reich hat unter König Nebukadnezzar große Eroberungskriege geführt und viele Völker, die sich ihm widersetzten, deportiert, darunter auch die Israeliten, die nach der Eroberung Jerusalems in Babylon angesiedelt wurden.

Viele sahen nun in Kyros einen Befreier vom harten Joch Babylons. Auch die Israeliten setzten große Hoffnungen in ihn. Er wird als ein gerechter Herrscher stilisiert, ein Bild, das sich nicht nur die Bibel, sondern auch andere Quellen von ihm zeichnen. Vielleicht wundern wir uns darüber, wie fromme Juden diesen heidnischen König so glorifizieren konnten, doch seine Befreiung Israels vom Joch Babylons konnten sie nicht hoch genug loben.

Kyrus galt in den Augen der Juden als Gottes Werkzeug zur Befreiung seines Volkes. Obwohl er wahrscheinlich nicht das geringste Interesse am Gott Israels hatte, sahen die Juden in ihm einen Erwählten Gottes. Ihr Gott war es, der Kyros herbeigerufen hat und ihm die Macht für seine Eroberungen gegeben hat. Wir können hier denken: Wie können die Juden von sich behaupten, dass ihr Gott die Geschicke der ganzen Welt lenkt? Sie sind doch nur ein kleines, unbedeutendes Volk und ihr Gott ist einer von vielen. Sind nicht die Götter Babylons und die Götter der Perser weit größer als dieser Gott?

Doch Israel glaubt daran, Gottes auserwähltes Volk zu sein. Sie glauben, dass sie vom einzigen wahren Gott der ganzen Erde als sein besonderes Eigentum bestimmt worden sind. Wenn wir auf die Geschichte zurückblicken, erscheint das gar nicht mal so unglaubwürdig. Wer kennt noch die Götter Babylons, wer die Götter der Perser? Der Gott Israels aber wird in der ganzen Welt verkündet und verherrlicht von den Juden und von den Christen, die sich durch Jesus Christus als das neue Volk dieses Gottes sehen.

Die ganze Welt ist in der Hand unseres Gottes. Wenn er zulässt, dass seine Auserwählten von anderen Völkern unterdrückt werden, dann dient das zur Strafe und zur Läuterung seines Volkes. Wenn die Zeit der Strafe vorbei ist, wird Gott sofort dafür sorgen, dass sein Volk Rettung erfährt, und zwar auch durch die Hand fremder Herrscher. Was uns auch geschieht, Gott ist bei uns und am Ende wird er uns retten. In dieser Zuversicht lebte das Volk Israel, in dieser Zuversicht dürfen auch wir leben.

Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. (Jes 45,4)

Von diesem Satz, der hier von Kyrus gesagt wird, darf sich jeder Mensch angesprochen fühlen. Gott kennt jeden einzelnen mit Namen. “Bei euch sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt”, sagt Jesus einmal. Für Gott ist jeder Mensch wichtig. Unter Millionen von Menschen erkennt er jeden einzelnen. Er ruft nicht nur einen mächtigen Herrscher wie Kyrus beim Namen, er ruft auch dich und mich. Jeder Mensch ist in Gottes Augen ein Werkzeug für seinen Dienst, jeder ist gerufen und berufen, den Willen Gottes zu tun.

Gott ruft jeden Menschen beim Namen. Gott kennt jeden Menschen. Gott kennt mich, auch wenn ich ihn nicht kenne.

Für Gott ist jeder Mensch wichtig. Gott befasst sich nicht mit der Menschheit als solcher, er befasst sich mit jedem Menschen ganz persönlich. Gott versendet keine unpersönlichen Standardbriefe. Er spricht jeden Menschen persönlich an. Er sagt zu mir: Fürchte dich nicht, ich bin bei dir. Ich kenne deine Stärken und deine Schwächen, deine Wünsche und deine Sehnsüchte. Ich bin bei dir, um dir meine Liebe zu zeigen.

Gott kennt mich mit Namen. Ich bin wichtig für ihn. Gottes Ruf ist unabhängig von unserem eigenen Verdienst. Er zeigt Gottes Liebe zu jedem von uns. Wenn es hier um Könige und Mächtige geht, soll sich niemand zu niedrig und zu klein fühlen. Ich bin kostbar in Gottes Augen. Er kennt mich mit Namen. Ich gelte vor ihm genauso viel wie ein König. Denke nicht selbst schlecht von dir, wenn Gott von dir so groß denkt.

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