So spricht der Herr: Ihr sagt: Das Verhalten des Herrn ist nicht richtig. Hört doch, ihr vom Haus Israel: Mein Verhalten soll nicht richtig sein? Nein, euer Verhalten ist nicht richtig. Wenn der Gerechte sein rechtschaffenes Leben aufgibt und unrecht tut, muss er dafür sterben. Wegen des Unrechts, das er getan hat, wird er sterben. Wenn sich der Schuldige von dem Unrecht abwendet, das er begangen hat, und nach Recht und Gerechtigkeit handelt, wird er sein Leben bewahren. Wenn er alle Vergehen, deren er sich schuldig gemacht hat, einsieht und umkehrt, wird er bestimmt am Leben bleiben. (Ez 18,25-28)
Das Evangelium am vergangenen Sonntag hat uns gezeigt: Ja oder Nein, nicht das bloße Wort zählt, sondern die Entscheidung zum Handeln gibt den Ausschlag. Nicht der Sohn, der zwar “Ja” sagt, sich dann aber gegen dieses “Ja” entscheidet erfüllt den Willen des Vaters, sondern der Sohn, der zunächst “Nein” sagt, dann aber doch der Bitte des Vaters Folge leistet. Der Text aus dem Propheten Ezechiel gibt uns eine Erläuterung zu diesem Gleichnis.
Ezechiel spricht seine Worte in die Zeit des Untergangs der Stadt Jerusalem. Er ist zusammen mit vielen Einwohnern der Stadt bereits in der Verbannung in Babylon, die in Jerusalem Verbliebenen werden bald folgen. Sie glauben, dass ihr Schicksal die Strafe ist für die Verfehlungen der Generation ihrer Eltern. Doch Ezechiel macht deutlich, dass es ihre eigene Schuld ist. Sie werden nicht für die Taten ihrer Eltern bestraft. Sie selbst sind es, die nicht verstanden, worauf es ankommt. Sie vertrauen auf den Gott Israels, den sie mit ihren Lippen ehren, ihr Tun aber ist ganz anders. Heimlich verehren sie auch andere Götter und missachten das Gesetz Gottes.
Ihr Denken ist verkehrt. Sie sagen sich: Gott hat Israel erwählt. Er wird Jerusalem beschützen, egal was wir tun. Wir sind Gottes auserwähltes Volk. Doch die Erwählung Gottes bedarf auch ständig ihrer Annahme durch den Menschen. Gott erwartet von seinen Erwählten ein Leben, das dieser Erwählung entspricht. Die Menschen können sich nicht auf ihr Erwähltsein verlassen. Die Erwählung zeigt sich in einem Bund zwischen Gott und dem Volk Israel. Zu diesem Bund gehören auch die Gebote. Wenn das Volk diese Gebote Gottes missachtet, läuft es Gefahr, den Status des Erwähltseins zu verlieren.
Gott ist treu, er steht zu seiner Erwählung Israels, und darum gibt er auch immer wieder die Möglichkeit der Umkehr. Wenn die Eltern gesündigt haben, haben die Kinder dennoch die Möglichkeit, es besser zu machen. Immer wenn Menschen erkennen, dass sie dem Bund mit Gott nicht entsprochen haben, schafft Gott den Raum für eine Umkehr. Wer sich aber auf sein Erwähltsein verlässt und sich bewusst immer weiter von Gottes Geboten entfernt, der läuft Gefahr, den Status der Erwählung zu verlieren.
Herr, lass mich meine Fehler erkennen,
gib mir den Mut, einzusehen, wo ich deinem Willen nicht entsprochen habe.
Gib mir die Kraft, umzukehren, die Kraft, loszulassen, was mich von dir trennt.
Du wartest stets auch mich mit deinen geöffneten Armen.
Lass mich zu dir eilen in die Arme deiner Barmherzigkeit.