Psalm 32 (1) – Last der Schuld

Ps32_Last

Wohl dem, dessen Frevel vergeben / und dessen Sünde bedeckt ist.

Wohl dem Menschen, dem der Herr die Schuld nicht zur Last legt / und dessen Herz keine Falschheit kennt.

Solang ich es verschwieg, waren meine Glieder matt, / den ganzen Tag musste ich stöhnen.

Denn deine Hand lag schwer auf mir bei Tag und bei Nacht; meine Lebenskraft war verdorrt wie durch die Glut des Sommers.

Psalm 32 beginnt mit einem Glückwunsch, einem Glückwunsch der bereits im Aussprechen in Erfüllung gegangen ist. Zu beglückwünschen ist derjenige, dem Sünde und Schuld vergeben ist. Vergeben und bedeckt, das meint sicher nicht unter dem Teppich gekehrt, sondern wirklich weggenommen.

Das Bild, das mir bei diesem Psalm in den Sinn kommt, ist das eines Menschen, dem eine große Last bedrückt, von der er schließlich befreit wird und nun wieder leben kann in Glück und Freude.

Viele Lasten legen wir uns selbst auf, oder wir haben sie plötzlich auf dem Rücken, ehe wir uns versehen. Das Leben ist voll von Ereignissen, die oft unvorbereitet auf uns zukommen. Wir müssen lernen, mit diesen Ereignissen richtig umzugehen. Oft sind schnelle Entscheidungen gefragt, und manchmal sind es die falschen.

Ein Augenblick kann das Leben grundlegend verändern. Ein böses Wort kann Beziehungen vergiften. Es war vielleicht nicht so gemeint, aber ich war eben schlecht drauf und da ist es mir über die Lippen gekommen, scharf wie ein Messer, verletzend für den, den es traf.

Wir alle kennen solche Ereignisse, wissen, wie Schuld entsteht, wie wir uns darin immer mehr verstricken, weil wir zu stolz sind, um Vergebung zu bitten oder es einfach nicht können. Wir wollen uns rechtfertigen oder wir schämen uns und gehen dem anderen aus dem Weg.

Nun liegt die Last auf unserer Schulter. Auch wenn wir sie aus unserem Gedächtnis verdrängen, bohrt sie in uns oft unbewusst weiter, zerfrisst uns innerlich. Wir wissen vielleicht selbst nicht, was da mit uns geschieht, kennen nicht die Ursache, weil wir unsere Schuld verdrängt haben. Da gilt es, ehrlich zu sein, in uns hinein zu hören, heraufzuholen, was wir tief unten eingelagert haben.

Wir dürfen unsere Schuld vor Gott hinhalten. Wir dürfen unsere Dunkelheit in sein Licht stellen. Nur so kann sich unsere Schuld verwandeln. Alles, was wir unseren Mitmenschen antun, betrifft auch unsere Beziehung mit Gott. Ich kann nicht andere Menschen verletzen und dann vor Gott mit reinem Herzen stehen. Ich kann meine Sünde nicht vor Gott verbergen. Er kennt mich durch und durch.

Gott will, dass wir ehrlich sind. Er weiß, dass kein Mensch perfekt ist. Gott will auch nicht, dass wir aus Angst vor Fehlern uns gar nicht mehr unter Menschen wagen. Gott will, dass wir leben, und dazu gehört es auch, Fehler zu machen. Sie sind die Schule, durch die wir gehen müssen. Aber wir müssen auch den richtigen Umgang mit diesen Fehlern lernen, damit wir weiter kommen.

Wenn wir zu unseren Fehlern stehen, dann werden sie für uns zu einer Leiter, die uns immer weiter nach oben führt. Gott will uns vergeben, aber das kann er nur, wenn wir ihn offen darum bitten und unsere Fehler auch formulieren. Ein bloßes: ja ich habe viel falsch gemacht im Leben – hilft da nicht weiter und nützt uns nichts. Was habe ich konkret falsch gemacht? Nur wenn ich eine Situation gezielt anschaue, kann ich es das nächste Mal besser machen.

Wenn wir die Steine auf unserem Weg nicht erkennen, wundern wir uns immer wieder, warum wir darüber stolpern.