Schon immer war die Wüste ein besonderer Ort der Gottesbegegnung. Als das Christentum sich weithin ausgebreitet hatte und mit Kaiser Konstantin die Verfolgungen ein Ende hatten, gab es Menschen, die in einem Leben in der Wüste eine Form sahen, die Ursprünglichkeit des christlichen Glaubens zu bewahren, der im nun geordneten christlichen Leben der Städte zu verflachen drohte.
Andererseits sah man, nachdem der ganze Erdkreis christlich geworden war, die Wüste als das letzte Rückzugsgebiet der Dämonen an. Wer in die Wüste ging, ließ sich hier auf einen Kampf der besonderen Art ein. Er wurde hier total mit seiner eigenen Schwachheit konfrontiert und musste lernen, den Versuchungen zu widerstehen. Antonius sagte einmal:
Wer in der Wüste sitzt und die Herzensruhe pflegt, wird drei Kämpfen entrissen: Dem Hören, dem Reden, dem Sehen. Er hat nur noch einen Kampf zu führen: den gegen die Unreinheit.
Eben dieser Antonius ist es, der als die erste große Gestalt unter jenen Wüstenmönchen hervorragt und sie alle übertrifft. Nur wenigen außer ihm wurde es zuteil, den Ehrentitel eines Wüstenvaters zu tragen. Zu diesen Vätern strömten Mönche und andere Menschen, um von ihnen ein Wort der Weisung für ihr Leben zu erhalten.
Man hat ihre Worte bewahrt und von Generation zu Generation überliefert. Man nennt diese Aussprüche Apophthegmata Patrum. Sie beginnen meist mit einer Frage an den Altvater, woraufhin dessen Antwort folgt. Auch wenn wir nicht den asketischen Alltag eines Wüstenmönches leben, so können uns dennoch die Worte der Wüstenväter auch heute noch eine Weisung für unser Leben sein.