Christi Himmelfahrt (2) – Eph 1,20-23

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20 Er hat sie an Christus erwiesen, den er von den Toten auferweckt und im Himmel auf den Platz zu seiner Rechten erhoben hat, 21 hoch über alle Fürsten und Gewalten, Mächte und Herrschaften und über jeden Namen, der nicht nur in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen genannt wird.

Die Auferweckung Christi ist das machtvolle Zeichen, an dem wir Gottes Stärke erkennen können. Gott hat die Macht, die Toten zum Leben zu rufen. Das hat er an Christus gezeigt, aber auch durch die vielen Wunder wie die Auferweckung des Lazarus. Gott ist ein Gott, der Tote lebendig machen und dem Verdorrten neues Leben einhauchen kann. Nicht nur irgendwann einmal, sondern jetzt, hier und heute.

Der Vater hat den Sohn zu seiner Rechten erhoben. Der Sohn, ewig von Gott gezeugt, ist ein Mensch geworden. Er hat sich erniedrigt, um uns Menschen zu erhöhen. Gott hat seinen menschgewordenen Sohn zu sich zurück in den Himmel geholt, an seine Seite, erhoben über alles, was im Himmel und auf Erden ist.

Was immer im Himmel existiert, er steht höher als alles. Dies bezieht sich auf den von den Toten Erweckten, und darum eben ist es staunenswert; wäre es vom Wort Gottes gesprochen, würde es nicht wunderbar sein. … Nicht vom göttlichen Wort gilt diese Stelle, sondern von dem, der wie einer aus uns geworden ist; das ist in der Tat großartig und wunderbar. Denn von den Tiefen der Erde hat er ihn erhöht. (Johannes Chrysostomus)

Versuchen wir am Fest Christi Himmelfahrt und angesichts dieser Worte des hl. Paulus unsere Herzen mit Hilfe des Heiligen Geistes in diese Zuversicht des Glaubens einzustimmen. Gottes Sohn ist im Himmel. Er, der ein Mensch war wie wir, thront zur Rechten des Vaters. Jesus, der so viele Wunder auf Erden getan hat, um die Menschen zu heilen und zu retten, er herrscht vom Himmel her über alles. Es gibt keine Macht und Kraft, die stärker ist als er. So kann er auch heute seine Wunder wirken, wenn Menschen in der Zuversicht des Glaubens seine Macht auf Erden Wirklichkeit werden lassen.

Als Glaubende sind wir keine Einzelkämpfer, sondern eingebunden in die Gemeinschaft der Kirche. Nur durch die Kirche bekommen wir Anteil an Gottes Macht. Die Sakramente vermitteln uns das Heil Gottes. Zugleich muss die Kirche aber stets darauf bedacht sein, die Gemeinschaft mit ihrem Haupt, das Jesus Christus ist, unverfälscht die bewahren.

22 Alles hat er ihm zu Füßen gelegt und ihn, der als Haupt alles überragt, über die Kirche gesetzt. 23 Sie ist sein Leib und wird von ihm erfüllt, der das All ganz und gar beherrscht.

Das Bild der Kirche als Leib Christi, das uns Paulus hier und auch an anderen Stellen vor Augen stellt, zeigt die enge Verbundenheit zwischen der Kirche und Jesus Christus und dadurch auch jedes einzelnen Gläubigen mit ihm.

Wie hoch hat Christus die Kirche erhoben! Wie mittels eines Hebegerätes zog er sie zu großer Höhe empor und setzte sie auf jenen Thron. Denn wo das Haupt, da ist auch der Leib. Das Haupt wird vom Leib durch keinen Zwischenraum getrennt. Würden sie aber getrennt, dann könnte man nicht mehr von einem Leib, nicht mehr von einem Haupt sprechen. (Johannes Chrysostomus)

Haupt und Leib gehören zusammen. Wir können vom unserem Haupt aus mit unserem Denken und Fühlen alle unsere Glieder durchdringen. So ist auch Christus in jedem Einzelnen, der ein Glied an seinem Leib, der Kirche, ist. Die Gemeinschaft mit Christus wird uns über die Kirche vermittelt, aber wer durch die Kirche ein Glied am Leib Christi geworden ist, der hat dadurch zugleich eine direkte Verbindung mit Jesus Christus, so wie die Blutbahnen den ganzen Leib verbinden und jede einzelne Zelle des Körpers versorgen.

Wenn das Haupt des Leibes zur Rechten des Vaters thront, zugleich aber zwischen Haupt und Leib eine untrennbare Beziehung besteht, dann sind auch wir als Glaubende schon jetzt mit Christus beim Vater!

Siehst du den “Reichtum der Herrlichkeit seiner Erbschaft?” Siehst du “die überschwängliche Größe seiner Kraft an den Gläubigen?” Siehst du “die Hoffnung seiner Berufung?” So lasst uns denn Ehrfurcht haben vor unserem Haupt! Lasst uns bedenken, dass wir der Leib eines Hauptes sind, dem alles unterworfen ist! …

Die zwei denkbar großartigsten Dinge hat er getan: er stieg hinab in die tiefste Erniedrigung und hob den Menschen auf die höchste Stufe empor. …

Wenn wir keiner dieser beiden Gnaden gewürdigt worden wären, wir hätten uns bescheiden müssen; und wenn wir nur der einen gewürdigt worden wären ohne seinen blutigen Opfertod, es hätte uns genügen müssen. Da uns aber beides zuteil ward, übersteigt das nicht himmelweit selbst den kühnsten Ausdruck, dessen die menschliche Sprache fähig ist? Selbst die Auferstehung kommt mir nicht groß vor, wenn ich dieses bedenke. (Johannes Chrysostomus)

Herrlich erweist sich Gottes Macht an uns. Gott ist uns nahe. Unser Erdenleben ist kein leidvoller Zustand der Gottesferne, den es zu durchschreiten gilt, sondern ist Ort der Gottesbegegnung. Das ist unser Glaube und es ist unsere Berufung, durch unser Leben freudig Gottes Gegenwart erfahrbar zu machen.

Komm, Heiliger Geist!

Zeige uns Gottes Gegenwart in deiner Kirche und in uns!

Schenke uns die Zuversicht, dass wir stets mit Gott und seiner Macht verbunden sind.

Christus thront zur Rechten des Vaters, erhoben über alle Mächte und Gewalten.

Mit ihm sind auch wir erhoben, wenn wir mit ihm verbunden bleiben.

Heiliger Geist, lass nicht zu, dass wir von Christus getrennt werden.

Rufe uns, führe uns, heilige uns!

Amen.

Christi Himmelfahrt (1)

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17 Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und Offenbarung, damit ihr ihn erkennt.

Paulus schließt das erste Kapitel des Briefes an die Epheser mit einem Gebet. Darin zeigt er uns Christus als den erhöhten Herrn, der zur Rechten des Vaters thront. Als Glaubende haben wir Anteil daran und sind erfüllt von Gottes Gegenwart. Die Kirche hat diesen Text als Lesung zum Fest Christi Himmelfahrt ausgewählt, weil darin das Geheimnis, das wir an diesem Tag feiern, deutlich wird.

Zunächst bittet Paulus für die Gläubigen um den Heiligen Geist. Nur im Heiligen Geist können wir dieses Geheimnis erkennen. Er lehrt die Glaubenden, führt sie in die Wahrheit ein und öffnet ihre Herzen für die Erkenntnis Jesu Christi, die alle Einsicht des Verstandes übersteigt. So hat schon Christus selbst seine Jünger gelehrt, dass er ihnen den Heiligen Geist senden wird, wenn er zurück zum Vater geht.

Großer und unaussprechlicher Geheimnisse hat Gott uns teilhaftig gemacht, und diese können wir nicht anders begreifen lernen als durch die Mitteilung des Heiligen Geistes und die Verleihung reichlicher Gnade. … Der Geist offenbart alles. Er muss uns die Geheinisse Gottes klarmachen. Die göttlichen Geheimnisse kennt nur der Geist, kein Engel, kein Erzengel, keine sonstige geschaffene Macht. (Johannes Chrysostomus)

Mit dem Kommen des Heiligen Geistes beginnt etwas Neues. Mit seinem Kommen am Pfingsttag feiern wir den Geburtstag der Kirche. Es ist die Zeit der bleibenden Gegenwart Gottes unter den Menschen. Gott hat sein Zelt unter den Menschen errichtet, nicht mehr in einem Tempel aus toten Steinen, sondern in seiner lebendigen Gegenwart in jedem Menschen, der sich öffnet für sein Wirken.

18 Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt 19 und wie überragend groß seine Macht sich an uns, den Gläubigen, erweist durch das Wirken seiner Kraft und Stärke.

Der Glaube an Gott ist etwas außerordentlich Schönes. Welch eine Freude ist es zu wissen, einen Gott zu haben, der sich in Liebe um uns sorgt. Wir können alles vertrauensvoll in seine Hände legen. Wir können alle Angst und alle Sorgen ablegen und dürfen mit großer Zuversicht durchs Leben gehen.

Vielleicht haben wir noch nicht verlernt, darüber zu staunen, dass im Frühjahr die kahle Natur wieder frisches Grün hervorbringt. So kann Gott auch unserer Starre und Trockenheit neues Leben einhauchen. Es gibt keine ausweglosen Situationen. Es gibt keine absoluten Sackgassen im Leben. Es gibt immer und überall das Wunder eines neuen Anfangs.

Wer Gott in der richtigen Weise erkannt hat, der wird an nichts mehr zweifeln.

So sagt Johannes Chrysostomus. Wir brauchen dabei nicht nur an irgendwelche Glaubenssätze denken. Schwerer als der Zweifel an Glaubenssätzen wiegt der Zweifel daran, dass Gott es nicht wirklich gut meint mit uns. Am Anfang des Glaubensweges steht die fundamentale Überzeugung, dass ich auf Gott vertrauen kann. Daraus erschließen sich dann alle anderen Glaubenssätze.

Uns fällt es oft schwer, an diese fundamentale Wahrheit zu glauben. Gerade deshalb wird der Geist auch Tröster und Beistand genannt. Gerade dann, wenn es das Leben nicht so gut meint mit uns, soll er uns Gottes Nähe und Zärtlichkeit vermitteln. Er will uns immer tiefer in die Zuversicht des Glaubens führen, damit die Stürme des Lebens uns nicht so leicht aus der Bahn werfen können.

O du Feuergeist und Tröstergeist, Leben des Lebens von allen Geschöpfen, heilig bist du, der du lebendig machst die Gestalten.

Du Heiliger, mit deiner Salbe rettest du die Verletzten, heilig bist du, durch deine Reinigung heilst du die eitrigen Wunden.

O du Hauch der Heiligkeit, o du Feuer der Liebe, du süßer Geschmack in der Brust, du hauchst in die Herzen den Wohlgeruch deiner Kräfte.

O du lauterster Brunnen, in dem wir erkennen, wie Gott die Fremden versammelt und die Verlorenen sucht.

O du Schutzwall des Lebens, du Hoffnung auf Vereinigung aller Glieder, du Gürtel der Ehrbarkeit, heile die Seligen. Beschütze alle, die vom Feind in die Kerker geworfen wurden, befreie, die in Banden liegen, mit göttlicher Kraft willst du sie ja retten.

O du machtvoller Weg, der alles durchdringt, der in die Höhen, in die Erdtiefen, in die Abgründe vorstößt, füge und führe alles zusammen. Durch dich ziehen die Wolken, fliegen die Lüfte, haben die Steine ihren Saft, treiben die Quellen das Wasser hervor, durch dich fördert die Erde die Grünkraft zutage. Du bringst auch immer wieder die Menschen zur Einsicht, beglückst sie durch den Anhauch der Weisheit.

Deshalb sei dir Lob gesagt, du bist ja der Lobklang, du Freude des Lebens, du Hoffnung und mächtige Ehre, du Schenker des Lichts.

(Hl. Hildegard von Bingen)