Wüstenvater Pambo (2)

Pambo_Dienen

Abbas Pambo sagte einmal zu Abbas Theodor:

Theodor, geh und hab mit allen Erbarmen, denn das Erbarmen schafft Zuversicht vor dem Angesicht Gottes.

Athanasios, der Erzbischof von Alexandrien heiligen Angedenkens, lud den Altvater Pambo ein, aus der Wüste nach Alexandrien zu kommen. Er kam und sah dort eine Tänzerin und brach in Tränen aus. Die Anwesenden fragten ihn, warum er weine. „Zwei Dinge“, sagte er, „haben mich bewegt: das erste ist ihr Verderben, das zweite, dass ich nicht so großen Eifer entfalte, Gott zu gefallen, wie sie, schlechten Menschen zu gefallen.“

Als er im Sterben lag, sagte Pambo in der Todesstunde zu den heiligen Männern, die ihn umstanden: „Seitdem ich an diesen Ort in der Wüste gekommen bin und mir das Kellion erbaut habe, erinnere ich mich nicht, weder Brot gegessen zu haben, das ich nicht durch Handarbeit erworben hatte, noch empfinde ich Reue über ein Wort, das ich gesprochen habe, bis zu dieser Stunde. Und doch gehe ich zu Gott als einer, der nicht einmal angefangen hat, Gott zu dienen.“

Wüstenvater Pambo (1)

Pambo_Herz

Altvater Pambo lebte als Einsiedler in der Nitrischen Wüste in Ägypten und war ein Zeitgenosse von Antonius dem Großen. Er ist bekannt für seine strenge Askese. Abbas Poimen sagt über ihn:

Drei körperliche Übungen fanden wir am Altvater Pambo: tägliches Fasten bis zum Abend, Schweigen und viel Handarbeit.

Dennoch wollte er nicht, dass er deswegen auf Erden gerühmt wurde. Man sagt von ihm, dass er drei Jahre damit zubrachte, Gott zu bitten, dass er ihn nicht auf Erden verherrliche. Doch Gott verherrlichte ihn so, dass niemand ihm ins Angesicht schauen konnte wegen des Glanzes, den sein Angesicht hatte. Wie Mose das Bild der Herrlichkeit Adams erhielt, als sein Antlitz verklärt wurde (Ex 34,29), so leuchtete auch das Antlitz des Abbas Pambo wie ein Blitz, und er war wie ein König, der auf einem Thron sitzt.

Das Leben der Wüstenväter war arm. Sie lebten von der Handarbeit, vor allem vom Verkauf selbstgefertigter Körbe. Ihre Kleidung war einfach. Abbas Pambo sagte einmal:

Der Mönch muss ein solches Gewand tragen, dass niemand es nehmen will, wenn er es auf drei Tage vor seine Zelle wirft.

Viele kamen in die Wüste, um von den Vätern ein Wort zu erbitten. Oft aber lernten sie mehr von deren Tun, als durch deren Worte.

Einmal kam der Patriarch Theophilus von Alexandrien in die Nitrische Wüste. Die Brüder versammelten sich und sagten zum Altvater Pambo: „Halte an den Vater eine Ansprache, damit er einen Gewinn habe.“ Der Alte aber sagte zu ihnen: „Wenn er aus meinem Schweigen keinen Nutzen zieht, dann kann er es auch nicht aus meiner Rede.“

Das hatte er vor vielen voraus, dass er, um ein Wort der Schrift oder einen geistlichen Gegenstand befragt, nicht auf der Stelle antwortete, sondern sagte, er verstehe die Stelle nicht, und wenn er weiter gefragt wurde, gab er überhaupt keine Antwort.

Obwohl die Väter in größter Einsamkeit lebten, waren sie doch voll Liebe zu allen Menschen und zeigten das auch in der Tat, wenn sich ihnen die Gelegenheit dazu bot.

Abbas Pambo sprach: „Wenn du ein Herz hast, kannst du gerettet werden.“

Apophthegmata – Makarius

Makarius_Anfang

Es ist das Kennzeichen des christlichen Lebens, dass ein Mensch, soviel er sich auch müht und soviel Rechtschaffenheit er auch leisten mag, sich dennoch so fühlt, als habe er nichts getan. Im Fasten zu sagen: Dies ist kein Fasten; beim Beten zu sagen: Das ist nicht Gebet; und bei der Beharrlichkeit im Gebet zu sagen: Ich habe keine Beharrlichkeit. Ich fange gerade erst an, den Glauben zu leben und Schmerzen auf mich zu nehmen. Und auch wenn der Mensch rechtschaffen lebt vor Gott, soll er stets sagen: Ich bin nicht rechtschaffen, nicht ich. Ich nehme keine Schmerzen auf mich, sondern ich mache nur jeden Tag einen Anfang.

 

Geduld (5)

Altvater Poimen erzählte über den Altvater Johannes Kolobos: Er rief Gott an und die Leidenschaften wurden von ihm genommen, und er war ohne Sorgen. Er ging fort und sagte zu einem Greis: „Ich stelle fest, dass ich in Ruhe bin und keine Anfechtungen mehr habe.“ Der Greis sprach zu ihm: „Geh und rufe Gott an, dass ein Feind gegen dich aufsteht, und so auch die alte Zerknirschung und Demut, die du früher hattest, wieder zurückkehrt. Denn gerade durch die Anfechtung macht die Seele Fortschritte.“  Er bat also, und als der Feind kam betete er nicht mehr, dass er von ihm befreit werde, sondern sagte: „Gib mir Geduld, Herr, in den Kämpfen!“

Apophthegmata Patrum

Geduld (2)

Man berichtet vom Altvater Gelasios, dass er oft von dem Gedanken angefochten wurde, sich in die Wüste zurückzuziehen. Eines Tages sagte er zu seinem Schüler: „Tu mir den Gefallen, Bruder, und ertrage, was immer ich auch tue, und sprich die ganze Woche nicht mit mir!“

Er nahm einen Palmstab in die Hand und begann in seinem Hof herumzugehen. Wenn er müde wurde, setzte er sich ein wenig, und dann erhob er sich wieder und ging umher. Als es Abend wurde, sagte er zu sich selbst: „Wer in der Wüste umhergeht, hat kein Brot zum Essen, sondern nur Gras. Du aber in deiner Schwäche, iss ein wenig Keingemüse.“

Er machte es so, und dann sagte er zu sich: „Der in der Wüste schläft nicht unter einem Dach, sondern unter freiem Himmel, mach es also auch so!“ Er legte sich nieder und schlief im Hof. Das machte er drei Tage: Er ging im Hof herum, am Abend aß er ein paar Salatblätter, die Nächte verbrachte er im Freien schlafend, und dann war er erschöpft.

Da schalt er den Gedanken, der ihn belästigte und tadelte sich mit den Worten: „Wenn du die Werke der Wüste nicht erfüllen kannst, dann bleibe in Geduld in deinem Kellion sitzen und beweine deine Sünden und treib dich nicht herum. Denn überall blickt das Auge Gottes auf die Werke der Menschen, und nichts ist ihm verborgen, und er erkennt diejenigen, die das Gute tun.

Apophthegmata Patrum

Trauer und Trost

Von Abbas Poimen heißt es in den Apophthegmata Patrum:

Als er einmal nach Ägypten wanderte, sah er an einem Grab eine Frau sitzen, die bitterlich weinte. Und er sagte:

„Wenn alle Annehmlichkeiten der Welt zu ihr kämen, sie würden ihre Seele nicht aus der Traurigkeit bringen. So muss auch der Mönch immer Traurigkeit im  Herzen haben.“

Jeder von uns kennt die Traurigkeit. Sie kommt über uns, wenn wir einen geliebten Menschen verloren haben, wenn eine Beziehung oder Freundschaft in die Brüche geht oder wenn Misserfolg unser Leben in eine Richtung führt, in die wir nicht gehen möchten.

Traurigkeit hat ihren Platz im Leben, aber es gibt auch eine Traurigkeit, die uns vom Leben abhält. Wenn der Schmerz nicht aufhört, kann die Lebensfreude letztlich ganz verloren gehen. Dann gilt es, einen Weg aus der Traurigkeit zu finden.

Paulus weist in dem Zitat aus der zweiten Lesung auf Christus hin, der uns in seiner Liebe Trost und Hoffnung geschenkt hat. Er kennt unsere Not und Traurigkeit, er hat geweint über das Schicksal der Stadt Jerusalem und war voller Angst am Ölberg. Er hat die Qualen der Kreuzigung durchlitten. Doch dann ist er glorreich auferstanden.

Jesus zeigt uns, dass alles Leid ein Ende hat. All unsere Traurigkeit und unser Leid sind aufgehoben bei Gott. Er trägt es mit uns. Mit ihm dürfen wir hoffen, dass es aus jeder Not einen Ausweg gibt.

Abbas Neilos sagte: „Das Gebet ist das Schutzmittel gegen Traurigkeit und Mutlosigkeit.“

Apophthegmata Patrum

Diese Worte wollen kein billiger Trost sein. Jeder von uns kennt die Zeiten, in denen der Schmerz so sehr quält und jeder Trost so fern erscheint. Aber irgendwo in uns steckt auch immer eine Hoffnung, und diese Hoffnung ist nicht vergebens.

Oft finden wir aus der Traurigkeit, wenn wir etwas Neues anpacken, eine neue Perspektive gewinnen. Dann bekommt unser Leben plötzlich einen neuen Sinn. Diese Kraft ist es, die Paulus der Gemeinde in seinem Brief wünscht. Sie erwächst aus der Hoffnung, dass trotz Scheitern und Misserfolg unser Tun nicht vergeblich ist und dass jeder Mensch seinen Platz in der Welt hat.

So will ich anfangen, jetzt und heute.