Vorbild

Nehmt mich zum Vorbild, wie ich Christus zum Vorbild nehme. (1Kor 11,1)

Vorbilder, gibt es die heute noch?

Wenn wir Kinder und Jugendliche fragen, wen sie sich als Vorbild ausgesucht haben, welche Antworten werden wir bekommen?

Wie viele von ihnen werden einen bestimmten Heiligen nennen, den sie als Vorbild betrachten?

Wer ist für mich Vorbild?

Und eine andere Frage an jeden von uns: lebe ich selbst so, dass ich Vorbild bin?

Vorbilder müssen ansprechend sein.

Wer Vorbild sein will, muss sich selbst auch immer wieder hinterfragen.

Wenn wir Vorbild im Glauben sein wollen, müssen wir uns an dem einzigen Bild orientieren, das uns Gott gegeben hat: seinen Sohn. Er hat uns gezeigt, wie Gott ist.

Jesus Christus, wie ihn uns die Evangelien zeigen, wie ihn uns die Kirche verstehen lehrt, ist das Bild Gottes, an dem wir uns immer wieder neu orientieren müssen.

Das können wir, weil Jesus, der Sohn Gottes, zugleich das vollkommene Bild von einem Menschen ist, einem Menschen, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist.

Wir tragen Gottes Bild in uns und sind berufen, dieses Bild rein und heilig zu halten.

Es ist ein hoher Anspruch, der in dem Satz des Paulus steckt. Prüfen wir uns selbst immer wieder und fragen wir in jeder Situation: Was hätte Christus getan? Ist mein Handeln so, dass es für andere nachahmenswert ist? Täuschen wir uns nicht: jede noch so unscheinbare Begebenheit in unserem Leben ist bedeutsam und es gilt immer aufmerksam zu sein. Doch wie oft denken wir: ach, es ist doch nicht so schlimm, wenn ich es mal nicht so wichtig mit diesem oder jenem nehme, das nächste Mal kann ich mir ja wieder mehr Mühe geben. Es erfordert ein ständiges Ringen mit unserer Trägheit, um nicht in eine unchristliche Lauheit zu verfallen, die unser Leben für niemanden nachahmenswert macht.

Darstellung des Herrn

Er, der heiligt, und sie, die geheiligt werden, stammen alle von Einem ab. (Hebr 2,12a)

Der Mensch ist Gott ähnlich, nach dem Abbild Gottes ist er geschaffen, wie es schon im Buch Genesis heißt. Darum KONNTE Gott Mensch werden, weil die Distanz zwischen Gott und Mensch nicht unüberwindbar ist, und darum WOLLTE Gott Mensch werden, weil er sein Bild im gefallenen Menschen wieder erneuern wollte.

Das Buch Genesis spricht von einer intimen Vertrautheit zwischen Gott und Mensch, bevor diese durch die Sünde zerstört wurde. Gott will dem Menschen diese Vertrautheit wieder ermöglichen, indem er selbst in seinem Sohn Mensch wird, um den Menschen zu erlösen.

Erlösung bedeutet die Überwindung der Distanz zwischen Gott und Mensch und die Ermöglichung einer tiefen Vertrautheit. Als Erlöste leben bedeutet, in Vertrautheit mit Gott zu leben und die Sünde zu meiden, die diese Vertrautheit stört. Je mehr wir lernen, in den Versuchungen standzuhalten, umso mehr kann diese Vertrautheit mit Gott wachsen.

Gott selbst hat uns in seinem Sohn diesen Weg gezeigt. Wir haben das Vorbild vieler Heiligen, die diesen Weg gegangen sind. Nur, wenn auch wir lernen, diesen Weg bewusst zu gehen, können wir zu Kindern Gottes werden.

Wir müssen der Versuchung widerstehen, das ist unser Beitrag, Gott selbst aber hat viel mehr getan, um diese Vertrautheit zu ermöglichen. Er ist in seinem Sohn Mensch geworden und hat sich am Kreuz für uns hingegeben. So hat er alles getan, was notwendig war, damit Erlösung möglich werden kann. Wir brauchen uns nur noch in seine Hände zu legen und so leben, wie er es uns gezeigt hat.

Wir hören diese Worte am Fest der Darstellung des Herrn. Lukas zeigt uns im Evangelium Simeon und Hanna, die beide sehnsüchtig das Heil erwartet haben, das nun Wirklichkeit geworden ist. Im göttlichen Kind sieht Simeon das Heil des Menschen. In diesem Kind wird sichtbar, wie Gott den Menschen gewollt hat. In diesem Kind strahlt die Heiligkeit, die Gott und Mensch verbindet.

Werden auch wir nie müde, auf Jesus Christus zu blicken, auf sein Leben und Wort, wie es uns die Heilige Schrift zeigt. Lassen wir uns verwandeln von diesem Blick und schreiten wir so von Heiligkeit zu Heiligkeit, dass Gotts Bild in uns immer mehr erneuert werde.