Gleichnis vom Fischnetz

Weiter ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das man ins Meer warf, um Fische aller Art zu fangen. (Mt 13,47)

Jesus vergleicht das Himmelreich mit einem Netz, das ins Meer geworfen wird, um damit Fische aller Art zu fangen. Es wird nicht nur im See Gennesaret ausgeworfen, an dem Jesus seine ersten Jünger berufen hat und sie von Fischern vom See zu Menschenfischern gemacht hat. Die Fanggründe der Fischer des Himmelreiches sind nicht mehr in einem kleinen See im abgelegenen und unbedeutenden Galiläa, sondern im großen Meer dieser Welt.

Die heilige Kirche wird mit einem Netzt verglichen, da sie Fischern anvertraut ist und durch sie ein jeder aus dem Gewoge der gegenwärtigen Welt ins ewige Reich gezogen wird, um nicht in der Tiefe des ewigen Todes zu versinken. (Gregor der Große)

Doch das Netzt der Kirche wird nur noch selten ausgeworfen. Es hat Risse bekommen, und fängt nur noch wenige Fische, wenn es einmal wieder benutzt wird. Nahezu tatenlos sehen wir dabei zu, wie immer mehr Menschen die Kirche verlassen und wie ein Großteil der Menschen “in der Tiefe des ewigen Todes zu versinken” droht. Die linksgerichtete Philosophie, dass jeder Mensch selbst seinen Heilsweg bestimmen kann und daher jede Form der Mission verpönt ist, ist bis in das Herz der Kirche gedrungen.

Die Lehre vom ewigen Gericht wird als eine heute überwundene Denkform früherer Zeiten abgetan. Kein Mensch benötigt Erlösung und nach dem Tod wird entweder nichts mehr sein oder es wird allen gleich ergehen. Wichtig ist es, im hier und jetzt zu leben. Wozu sich also noch mit den Geboten der Kirche herumschlagen, die so viele Generationen geknechtet haben, wozu noch Mission und Bekehrungen?

Wir müssen lernen, das Evangelium mit neuen Worten zu  verkünden, die auch den Menschen unserer Tage die Notwendigkeit der Umkehr vor Augen führen. Freilich sollen wir nicht zu den Worten einer Drohbotschaft zurückkehren, die Bekehrungen nur angesichts der Vermeidung einer ewigen Verdammnis als sinnvoll erscheinen lässt. Das Evangelium muss Frohbotschaft sein, die zeigt, dass der Glaube an Jesus Christus Glück und Heil schenkt, das sonst nirgendwo zu finden ist.

Jeder Schriftgelehrte also, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt. (Mt 13,52)

Gregor der Große versteht das Alte als die Tatsache, “dass die Menschheit für ihre Schuld in ewiger Strafe zugrunde geht”. Das Neue aber ist das Evangelium, die Botschaft davon, “dass, wer sich bekehrt, im Reich lebt”. Das bedeutet für die Verkünder des Evangeliums:

Derjenige ist in der heiligen Kirche ein unterrichteter Verkündiger, der es versteht, Neues über die Schönheit des Reiches vorzubringen. (Gregor der Große)

Zwar fügt Gregor der Große auch noch an, dass dieser Verkünder ebenso “Altes über den Schrecken der Strafe” hervorzubringen weiß, jedoch muss heute das Neue über die Schönheit des Reiches im Vordergrund stehen. Wir leben in einer Zeit, die viele Annehmlichkeiten zu bieten hat. Was gibt es für einen Grund, auf diese um eines verborgenen Himmelreiches willen zu verzichten? Wir erkennen aber auch die Brüchigkeit dieses irdischen Glücks, wenn Beziehungen zerbrechen, eine plötzliche Krankheit das Leben verändert, oder plötzlich das Geld knapp wird. Wer oder was trägt uns auch durch schwere Zeiten? Gibt es ein unvergängliches Glück?

Menschen suchen und fragen. Wir dürfen nicht mit Antworten kommen, die hundert Jahre oder älter sind. Das Umfeld der Menschen verändert sich, heute schneller als je zuvor. Die Fragen und das Suchen der Menschen sind gleich geblieben, die Antworten aber müssen mit der Zeit gehen. Die Botschaft von Jesus Christus ist zeitlos. Man kann heute die Evangelien noch genauso gut lesen und verstehen wie vor 1000 Jahren. Wir brauchen Verkünder, die es verstehen, den Schatz des Evangeliums auch heute wieder zum Glänzen zu bringen, die ihn attraktiv sein lassen für die Menschen unserer Zeit.

Herr Jesus Christus, gib uns Phantasie und deinen Geist, damit wir die Botschaft vom Himmelreich auch heute so verkünden, dass sie die Menschen ins Herz trifft und dass sie in dir den Schatz sehen, der sie reich und glücklich macht.