Osterwoche (3)

Plötzlich kam ihnen Jesus entgegen und sagte: Seid gegrüßt! Sie gingen auf ihn zu, warfen sich vor ihm nieder und umfassten seine Füße. Da sagte Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen und dort werden sie mich sehen. (Mt 28,9-10)

Als sich die Frauen in aller Eile auf den Weg zu den Aposteln machen, kommt ihnen Jesus entgegen. Sie fallen ihm zu Füßen. Er wiederholt den Auftrag, den ihnen schon der Engel gegeben hat. Die Szene ist dem Bericht ähnlich, den wir bei Johannes über die Begegnung Jesu mit Maria Magdalena lesen. Dort ist Maria Magdalena allein mit Jesus, und als sie sich ihm zu Füßen wirft sagt Jesus zu ihr: Halte mich nicht fest.

Hier lässt Jesus sich von den Frauen berühren. Dar Auferstandene ist keine Fata Morgana, eine Sinnestäuschung oder Ähnliches. Er ist konkret gegenwärtig. Das wollen auch die Berichte der anderen Evangelisten zeigen, wenn Jesus dort mit den Jüngern isst oder Thomas die Hand in seine Seite legen lässt.

Matthäus will seinen Lesern deutlich machen, dass Jesus wirklich gestorben ist. Sein Tod am Kreuz ist sicher, ein Scheintod ausgeschlossen. Jesus konnte auch nicht heimlich aus dem Grab entkommen, es war mit einem Stein verschlossen und wurde bewacht. Jesu Auferstehung muss also ein reales, von Gott gewirktes Geschehen sein.

Jesus hat den Tod besiegt, aber nicht nur für sich, sondern für alle Menschen. Das wird bei Matthäus auch dadurch deutlich, dass er bei Jesu Kreuzigung davon berichtet, dass viele Verstorbene plötzlich in der Stadt erschienen sind. Diese Sichtbarkeit der Auferstehung verwundert uns. Ja, wir glauben an die Auferstehung, aber doch stellen wir es uns eher als ein verborgenes Ereignis vor, etwas, das mit dieser Welt nichts mehr zu tun hat, etwas Jenseitiges.

Aber gibt es diese strenge Trennung von Diesseits und Jenseits? Ist nicht das Reich Gottes mitten unter uns? Ist es nicht ein Reich, das sowohl aus den lebenden Gläubigen besteht als auch aus den Verstorbenen? Die Menschen früherer Zeiten wussten darum. Die Statuen der Heiligen in den Kirchen des Mittelalters sind keine toten Gestalten, sondern sie zeigen uns die konkrete Anwesenheit der Heiligen inmitten der versammelten Gemeinde.

Diesseits und Jenseits sind auf geheimnisvolle Weise miteinander verbunden und diese Verbindung ist konkret erfahrbar. So wie die Frauen Jesus berühren konnten, so kann auch für uns die jenseitige Welt konkret erfahrbar werden. Gewiss, das ist etwas Besonderes, aber es ist nichts Außergewöhnliches.

Die Himmel mögen sich freuen, die Erde jubeln

und feiern die ganze Welt,

die sichtbare und die unsichtbare,

denn Christus ist erwacht. Ewige Freude!

Christus erstand von den Toten!

(Gebet der Ostkirche)