Blindenheilung (2)

Jesus spuckte auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Schiloach heißt übersetzt: Der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen. (Joh 9,6-7)

Ohne dass der Blinde ihn darum bittet, wirkt Christus seine Heilung. Er konnte Jesus ja nicht sehen, er war ganz in seiner Blindheit gefangen. Aber er lässt Jesus an sich wirken, lässt sich die Augen mit dem Brei aus Erde uns Speichel bestreichen – Speichel galt damals als Heilmittel – und tut, was Jesus ihm aufträgt, er geht zum Teich Schiloach und wäscht sich dort.

Den Teich Schiloach kann man heute noch besichtigen. Durch den langen, unter der Davidstadt gelegenen und heute noch begehbaren Hiskija-Tunnel fließt das Wasser der Gihonquelle durch den Felsen, bis es dort an das Tageslicht kommt. Der Teich war zur Zeit Jesu mit Stufen versehen, sein Wasser galt als Heilmittel.

Johannes verbindet mit dem Namen Schiloach ein Wortspiel. Schiloach heiß der Gesandte, oder einfach derjenige, der Wasser sendet, mit einfacheren Worten könnte man auch Wasserleitung sagen. Im Teich Schiloach wird das Wasser aus der Finsternis des Tunnels an das helle Licht geleitet, an dem es den Menschen zur Reinigung und Heilung dient. So ist auch Jesus der Gesandte Gottes, der in die Finsternis der Menschen Gottes Licht sendet und Heil und Leben schenkt.

Der Blinde im Evangelium weiß, dass Jesus geheilt hat. Er hat erkannt, dass hinter seiner Heilung mehr steckt, als “nur” die Tatsache, dass er sehen kann. Er hat erkannt, dass er das neue Leben, das Jesus ihm geschenkt hat, nur mit Jesus in seiner Fülle leben kann. Er fällt vor Jesus nieder. “Ich glaube, Herr!” Er glaubt fest daran, dass Jesus das Licht der Welt ist, in dem allein das Sehen, wirkliches Sehen ist.

Jesus sagte zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn? Der Mann antwortete: Wer ist das, Herr? (Sag es mir,) damit ich an ihn glaube. Jesus sagte zu ihm: Du siehst ihn vor dir; er, der mit dir redet, ist es. Er aber sagte: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder. (Joh 9,35-38)