Jesaja 35 – Freude

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Die Wüste und das trockene Land sollen sich freuen, die Steppe soll jubeln und blühen. Sie soll prächtig blühen wie eine Lilie, jubeln soll sie, jubeln und jauchzen. Die Herrlichkeit des Libanon wird ihr geschenkt, die Pracht des Karmel und der Ebene Scharon. Man wird die Herrlichkeit des Herrn sehen, die Pracht unseres Gottes. (Jes 35,1-2)

Diese Worte des Propheten Jesaja stammen aus einer Zeit, in der der Untergang Judas und Jerusalems nahe bevorsteht. Das Nordreich Israel ist bereits erobert und zerschlagen, anderen Reichen in der Umgebung Judas erging es ähnlich. Nur das im abgelegenen Bergland gelegene und wirtschaftlich unbedeutende Reich Juda wurde bisher verschont. Doch die Gier der neuen Großreiche kennt keine Grenzen und so wird auch Juda im Jahr 597 v.Chr. schließlich vom neubabylonischen König Nebukadnezar erobert werden.

Wie mögen sich die Bewohner gefühlt haben angesichts dieser Bedrohung? Liest man die Worte des Propheten, so hat sich überwiegend Resignation breit gemacht. Zudem wurde der innere Zusammenhalt des Volkes durch eine ungerechte Schieflage zwischen Armen und Reichen geschwächt. Die Oberschicht wollte ihren Reichtum so lange es geht genießen und den Armen ging es angesichts der immer katastrophaleren wirtschaftlichen Lage immer schlechter.

Es herrschte Hoffnungslosigkeit und vielleicht sogar der Wunsch, dass durch eine von außen bewirkte Katastrophe dieser unerträgliche Zustand endlich beendet wird. Der Blick für das Schöne und die Freude am Leben sind verloren gegangen, jeder Tag ist dunkel und düster. Auch die Natur leidet mit und verwandelt ihre Schönheit in karge Tristesse.

Kennen wir das nicht auch heute? Wir sind mit unserer Wohlstandsgesellschaft an einen Punkt gekommen, an dem es nicht mehr weitergehen kann wie bisher. Die soziale Ungerechtigkeit nimmt zu und viele Teile der Erde stehen an der Grenze vor einer unwiederbringlichen Verwüstung.

In diese Situation hinein ergeht der Aufruf Jesajas zur Freude. Es stellt sich die Frage, welchen Grund zur Freude es in einer derart schwierigen Zeit geben kann. Der Glaube an die Möglichkeit, es sei sinnvoll, eine neue Zukunft aufzubauen, scheint fern. Doch der Herr lässt sein Volk nicht allein. Er widerspricht der Resignation. Sein Wort lädt zur Hoffnung ein und fordert dazu auf, den Blick in die Zukunft und auf die Werke Gottes zu richten, die dieser noch vollenden wird. Nicht alles steht in unseren Händen, aber wir können einen Beitrag für eine bessere Welt und ein besseres Leben leisten, wenn wir auf den Herrn hören und an das Wunder seines Wortes glauben. Gottes Wort verändert die Geschichte.

Freude soll als erstes die gequälte Schöpfung zeigen. Wo sich Wüste und unwirtliche Steppe breitgemacht haben, wird wieder üppiges Grün gedeihen, prachtvolle Bäume wie auf dem Libanon und fruchtbares Land wie in der Ebene Scharon. Freude entsteht aber auch, wo Gott die Gebrechen der Menschen heilt und seiner Gerechtigkeit zum Durchbruch verhilft. Freude, das ist auch das Thema des dritten Adventssonntags, an dem dieser Text aus dem Propheten Jesaja gelesen wird. Freude über das Heil, das Gott schenkt, wenn in Jesus Christus die Worte des Propheten Wirklichkeit werden.

Es ist niemals alles verloren, auch wenn der Weg zum Neubeginn durch harte Zeiten führt, wie es für Israel die Eroberung Jerusalems und das Exil in Babylon waren. Es braucht Raum für neue Ideen, Raum für Gottes Wirken und manchmal ist dieser Raum so eng, dass er erst mit Gewalt wieder freigeräumt werden muss.

Macht die erschlafften Hände wieder stark und die wankenden Knie wieder fest! Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, hier ist euer Gott! Die Rache Gottes wird kommen und seine Vergeltung; er selbst wird kommen und euch erretten. (Jes 35,3-4)

Neue Lebenskraft strömt in die ermüdeten Glieder, die Furchtsamen bekommen neuen Mut. Das ist etwas, das wir nicht selbst machen können. Schaffen wir Raum für Gottes Kraft.

Gott, ganz nah ist dein Wort, ganz nah deine Gnade. Begegne uns mit Macht und Erbarmen.

Lass nicht zu, dass wir taub sind für dich, sondern mach uns offen und bereit für Jesus Christus, deinen Sohn, der kommen wird, damit er uns suche und rette, heute und täglich bis in Ewigkeit.

Gib mir den Mut, Herr, aufzubrechen und mich auf den Weg zu machen. Lass mich nicht stehen bleiben, sondern vorwärts gehen auf dich zu. Gib mir Kraft, Herr, unterwegs zu bleiben, auch wenn meine Schritte schwer werden. Gib mir die Gewissheit, dass du mit mir gehst und ich niemals allein bin. Gib mir die Hoffnung, dass dort, wo meine Wege enden, dein Weg weiterführt zum Ziel.

Amen.