Epiphanie (2) Freude am Licht

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Auf, werde Licht, denn es kommt dein Licht, und die Herrlichkeit des Herrn geht leuchtend auf über dir. Völker wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz. Du wirst es sehen, und du wirst strahlen, dein Herz bebt vor Freude und öffnet sich weit. (Jes 60, 1.3.5)

Wir dürfen uns die Worte des Propheten Jesaja auf der Zunge zergehen lassen, sie immer und immer wieder lesen. Sie sind eine unvergängliche Zusage an uns, dass das Licht mächtiger ist als die Finsternis und das Helle kraftvoller als die Schatten. Wir haben keinen Gott, der uns fesselt und niederdrückt, sondern einen Gott, der uns aufrichtet und unseren Blick zum Licht lenkt. Er hat sich selbst klein gemacht, um uns groß herauskommen zu lassen.

Stauend dürfen wir das Geheimnis betrachten, das Gottes Liebe uns schenkt. Im Dunkeln geht ein Licht auf und in der Nacht leuchtet ein heller Stern. Schon dem Volk Israel galt diese Verheißung und es durfte immer wieder Gottes Licht im Dunkel seiner Geschichte erfahren. Seit der Wende der Weltgeschichte spricht Gott diese Verheißung allen Völkern zu. Dafür sind die Magier, von denen wir heute im Evangelium hören, sichtbare Zeugen. Sie führen den Zug der Völker zum göttlichen Kind an, den Jesaja stauend vorausgesagt hat. Sie kommen von weit her mit ihren Gaben, um dem göttlichen Kind ihre Gaben zu bringen.

Sicher war ihr Weg manchmal beschwerlich und gefährdet, führte über hohe Berge und durch die endlosen Weiten der Wüste und als sie fast schon am Ziel sind, verlieren sie plötzlich die Orientierung und landen bei einem grausamen König, der versucht, sie zu manipulieren. Aber sie geben nie die Hoffnung auf und dann sehen sie ihn plötzlich wieder, den Stern, der ihnen den Weg gezeigt hat und sie kommen zum Ziel ihrer langen Reise. 

Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. (Mt 2,10)

Der Weg der Magier hin zum Kind von Betlehem, er kann ein Sinnbild sein für unseren Lebensweg. Vielleicht erscheint manchen Menschen heute die Rede von Gottes Sohn, der der Welt machtvoll erschienen ist, als fremd und fern ihrer Realität. Aber können wir uns nicht wiederfinden in diesen suchenden Menschen, die der Sehnsucht ihres Herzens gefolgt sind, fernab aller ausgetretenen Pfade und Konventionen? Menschen, die aus der Bahn geworfen wurden und am Rande des Scheiterns waren, die aber ihrer Sehnsucht treu geblieben sind und so zum Ziel gefunden haben.

Lasst auch uns auf die abenteuerliche Reise des Herzens zu Gott gehen! Lasst uns laufen! Lasst uns vergessen, was hinter uns liegt. Es ist noch alles Zukunft. Es sind noch alle Möglichkeiten des Lebens offen, weil wir Gott noch finden, noch mehr finden können. Nichts ist vorbei und dem verloren, der Gott entgegenläuft, dessen kleinste Wirklichkeit größer ist als unsere kühnsten Illusionen, dem Gott, der die ewige Jugend ist, in deren Land keine Resignation wohnt. (Karl Rahner)

Ich wünsche Ihnen die Kraft und den Mut, Ihren ganz persönlichen Weg der Sehnsucht zu gehen. Möge der Stern allezeit hell über Ihrem Leben leuchten.

Epiphanie (1) Das Fest

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Das Wort Epiphanie meint “Erscheinung, Offenbarwerden” und steht in Zusammenhang mit dem römischen Kaiserkult. Durch sein prunkvolles Auftreten in der Öffentlichkeit wird die Macht und Würde des Herrschers offenbar. Im christlichen Sinn meint dieses Fest, dass die göttliche Würde Jesu Christi den Menschen offenbar wird. Wir können sagen, dass an diesem Fest, anders als beim Weihnachtsfest, an dem die Menschheit des Sohnes Gottes betont wird, hier seine Gottheit im Mittelpunkt steht.

HEUTE wurde die Kirche dem himmlischen Bräutigam vermählt. Im Jordan wusch Christus sie rein von ihren Sünden. Die Weisen eilen mit Geschenken zur königlichen Hochzeit. Wasser wird in Wein gewandelt und erfreut die Gäste.

Diese Antiphon bringt die drei Geheimnisse von Epiphanie zum Ausdruck. Mit dem einleitenden „heute“ wird deutlich, dass wir mit diesem Fest nicht an vergangene Ereignisse erinnern, sondern dass immer wieder das geschieht, was wir feiern.

  • Durch die Anbetung der Weisen aus dem Morgenland wird die göttliche Würde des Kindes offenbar. Die Weisen sind dem Stern gefolgt, der sie zu dem neugeborenen König der Juden geführt hat, dem Messias, dem Sohn Gottes. Ihm bringen sie ihre Verehrung und ihre Gaben dar.
  • Sein öffentliches Wirken beginnt Jesus mit der Taufe im Jordan. Hier spricht die Stimme des Vaters aus dem Himmel: “Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.” So offenbart der Vater der Welt die Göttlichkeit des Sohnes.
  • Nach dem Johannesevangelium hat Jesus sein erstes Wunder auf der Hochzeit zu Kana gewirkt, als er Wasser in Wein verwandelt hat. Bei Johannes heißt es dazu: “So tat Jesus sein erstes Zeichen und offenbarte seine Herrlichkeit.” (Joh 2,11)

Epiphanie, das Hochfest der Erscheinung des Herrn, ist das ursprüngliche Fest der Geburt Christi im Osten, wo es spätestens ab dem 4. Jahrhundert allgemein verbreitet ist. Neben dem Osterfest ist Epiphanie eines der ältesten Feste der Christen und das erste Fest überhaupt, das auf ein festes Datum gelegt wurde (Ostern ist ja wegen seiner Abhängigkeit vom Mondkalender ein variables Fest). Ähnlich dem ebenfalls im 4. Jahrhundert entstandenen römischen Weihnachtsfest am 25.12., das auf den heidnischen Festtag des unbesiegbaren Sonnengottes (sol invictus) am Tag der Wintersonnenwende gelegt wurde, ist auch das östliche Fest der Epiphanie von einem heidnischen Festtag beeinflusst.

Die Ursprünge von Epiphanie liegen in Ägypten. Dort feierte bereits Anfang des 3. Jahrhunderts die christliche Sekte der Basilidianer am 6. Januar das Fest der Taufe des Herrn, mit dem sie die Vorstellung verbanden, dass an diesem Tag Christus erst seine Göttlichkeit empfangen hätte. Im heidnischen Ägypten feierte man in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar die Geburt des Sonnengottes Aion aus der Jungfrau Kore und am 6. Januar schöpfte man in einem feierlichen Zeremoniell Wasser aus dem Nil. Zu diesem Fest gehörte auch die Vorstellung, dass an diesem Tag die Quellen des Nil Wein statt Wasser fließen lassen.

Wasser und Taufe stellen von Anfang an ein zentrales Thema von Epiphanie dar. Im Osten wurde das Fest nach Ostern zu einem der zentralen Tauftermine. Bis heute wird an diesem Tag das Dreikönigswasser geweiht. Möglicherweise ist das Gedenken an die Hochzeit von Kana vom heidnischen Nilkult beeinflusst. Die Christen konnten zeigen, dass Jesus es wirklich vermocht hat, Wasser in Wein zu verwandeln, was bei den Heiden allein ein Mythos blieb.

Im Westen wurde das neben der Taufe Jesu und der Hochzeit zu Kana dritte Festgeheimnis, die Ankunft der Weisen beim göttlichen Kind in Betlehem, schließlich zum zentralen Inhalt des Festes, das man seit dem Mittelalter auch Dreikönigsfest nennt. Diese Entwicklung wurde vor allem durch die Übertragung der Gebeine der Heiligen Drei Könige in den Kölner Dom im Jahr 1164 beeinflusst. Aus den Magiern des Matthäusevangeliums wurden drei Könige, die man nun auch mit Namen kannte, Caspar, Melchior und Balthasar. Es entstanden das Brauchtum der Segnung der Wohnungen mit Dreikönigswasser und Weihrauch und die Sternsinger.