Mariä Himmelfahrt (1)

Johannes von Damaskus beschreibt nach einem alten Bericht die Entschlafung der Gottesmutter:

„In der Heiligen und von Gott inspirierten Schrift ist zwar das den Heimgang der heiligen Gottgebärerin Maria Betreffende nicht dargelegt, doch aus alter und zuverlässigster Überlieferung haben wir empfangen, dass zur Zeit ihrer glorreichen Entschlafung alle heiligen Apostel, die zur Rettung der Nationen den ganzen Erdkreis durchzogen, in einem einzigen Augenblick allesamt durch die Lüfte nach Jerusalem getragen wurden, und als sie bei ihr ankamen, göttlichen Hymnengesang der höheren Mächte vernahmen. Hierauf übergab sie in göttlichem und überhimmlischem Lichtglanz auf unaussprechliche Weise ihre heilige Seele in Gottes Hände. Ihr Leib aber, der Gott empfangen hatte, wurde unter dem Hymnengesang der Engel und der Apostel weggetragen und in einem Sarg in Getsemani niedergelegt, wo die Wache und der Hymnengesang der Engel drei Tage lang unaufhörlich weiterging.

Als nach dem dritten Tag der Engelgesang aufhörte, in der Gegenwart der Apostel, kam einer von ihnen, der abwesend gewesen war, nämlich Thomas, und wünschte den Leib, der Gott empfangen hatte, zu verehren, und so öffneten sie den Sarg. Doch ihren allbesungenen Leib vermochten sie darin nicht zu finden, sondern nur die Grabgewänder fanden sie darin liegen, von denen ein unaussprechlicher Wohlgeruch ausging und sie erfüllte. Danach schlossen sie den Sarg wieder. Überrascht von diesem wunderbaren Mysterium, gab es für sie nur einen einzigen Gedanken – dass derjenige, dem es gefallen hatte, in seiner eigenen Person in der Jungfrau Fleisch anzunehmen und Mensch zu werden und aus ihr geboren zu werden als inkarnierter Logos Gottes und Herr der Herrlichkeit, indem er ihre Jungfräulichkeit auch nach der Geburt unversehrt bewahrte, dass es demjenigen nach ihrem Hingang auch gefiel, ihren unbefleckten und makellosen Leib noch vor der allgemeinen und universellen Auferstehung mit der Unverweslichkeit zu ehren und zu entrücken.“