Johannes – Gott ist gnädig

Als erste erfahren Elisabet und Zacharias, die Eltern des Johannes, dieses gnädige Wirken Gottes. Gott nimmt von ihnen die Schmach der Kinderlosigkeit und schenkt ihnen noch im hohen Alter einen Sohn.

Für Elisabet und Zacharias ist der kleine Johannes wirklich die sichtbar gewordene Gnade Gottes. Haben sie nicht jahrelang unter ihrer Kinderlosigkeit gelitten? Jetzt sind diese Bitterkeiten vergessen, Freude herrscht in ihrem Haus, denn „Gott ist gnädig“.

Doch Gottes gnädiges Wirken bleibt nicht auf den privaten Bereich der Familie beschränkt. Schon von Anfang an wird deutlich, dass die Geburt des Johannes der Beginn eines ganz neuen gnädigen Wirkens Gottes für sein ganzes Volk ist.

Gott ist gnädig – Wenn wir auf das Leben des Täufers blicken, so mag uns diese Bedeutung seines Namens zunächst fragwürdig erscheinen. Das harte Leben, das er führt, das strenge Gericht Gottes, das er verkündet – sind das Zeichen eines gnädigen Gottes?

Aber doch beginnt Gott mit Johannes sein gnädiges Wirken an den Menschen. Besonders deutlich wird das in der Vorgeschichte des Lukasevangeliums. Johannes und Jesus stehen in einem engen heilsgeschichtlichen Zusammenhang. Johannes ist der Vorläufer, der das Volk auf Jesus vorbereitet. Mit dem Auftreten des Johannes beginnt Gottes Wirken an seinem Volk Israel auf ganz neue Weise.

In Johannes dem Täufer ist Gott am Werk. Darum geht auch Jesus hin, um sich von ihm taufen zu lassen, nicht weil Jesus diese Taufe nötig gehabt hätte, sondern weil er sich eingliedert in Gottes Wirken an seinem Volk, das er nun durch sein eigenes Wirken vollenden wird.

Die Verheißung (Lk1, 5-22)

Im Alten Testament ist die Geburt von herausragenden Personen oft mit wundersamen Ereignissen verbunden. So ist es auch bei Johannes dem Täufer. Sein Vater Zacharias hat einen Höhepunkt seiner Laufbahn als Priester erreicht. Er darf der Darbringung des Rauchopfers im Tempel vorstehen. Wegen der großen Zahl der Priester war dies oft ein einmaliges Ereignis im Leben eines Priester.

Zacharias bringt seine eigenen Gebete und die des Volkes vor Gott. Wie der Rauch des Opfers, so sollen diese Gebet vor Gott aufsteigen. Sicher wird er auch die Kinderlosigkeit seiner Frau vor Gott getragen haben, die eine der größten Sorgen war, die ihn quälte.

Und Gott erhört sein Gebet – sofort. Nicht Tage später, sondern noch während der Rauch des Opfers aufsteigt steht der Engel vor ihm. Zacharias ist verwirrt. Zuerst der große Dienst, den er verrichten darf und der seine ganze Konzentration erfordert und jetzt noch die Erscheinung eines Engels mitten in der ehrfürchtigen Darbringung des Opfers, davor erschrickt er.

Zacharias kann das Große, das der Engel ihm verheißt, erst gar nicht glauben. Er muss verstummen, muss seine Zweifel für sich behalten, bis er die Erfüllung der Verheißung sieht und sein Mund sich öffnet zum großen Lobpreis Gottes.

Schrecken und Furcht – Freude und Jubel, beides liegt nah beieinander, wenn Gottes Engel uns anrührt. Zacharias erschrickt, als der Engel ihm die Geburt eines Sohnes ankündigt. Ein Mensch erschrickt vor der Berufung, wenn er erfährt, welche Bedeutung er für Gott hat.

Wir erkennen unsere Schwäche und staunen darüber, welch Großes Gott durch uns vollbringen kann, wenn wir Ja sagen zu seinem Willen. Das lässt uns manchmal sprachlos werden, so wie Zacharias.

Doch der Schrecken weicht der Freude, wenn wir sehen, wie Gott wirkt. Dann können wir wieder sprechen, können wir wieder jubeln, können uns freuen wie Elisabet, die Mutter Johannes des Täufers, als sie Maria begegnet ist und die Kinder der beiden im Leibe hüpften.

Freude steckt an. Sie drängt hinaus. Wenn wir uns freuen, lacht die Welt. Die Geburt Johannes des Täufers war eine Freude für seine Eltern und für viele in Israel und ist es auch für uns heute, die wir dieses Fest feiern.

„Das Reich Gottes ist Friede und Freude im Heiligen Geist.“ Mit der großen Freude über die Geburt zweier Kinder hat alles begonnen. Friede und Freude soll allen Menschen auf der ganzen Welt zuteil werden.

Aloisius von Gonzaga

In einem Brief schreibt Aloisius über die Berufung zur Gotteskindschaft:

„Wenn ein Fürst irgendeinen Armen oder Reichen zu sich rufen ließe und ihm die Zusicherung gäbe, er wolle ihn zu seinem Adoptivsohn machen und ihn wie seinen eigenen Sohn an der Regierung beteiligen und zum Erben ernennen, und ihm nur die Bedingung stellen würde, so zu leben und sich so zu benehmen, wie es sich für seinen Sohn gezieme – das heißt, die arme Hütte als Wohnung zu verlassen und in seinen reichen Palast einzuziehen, die elenden Lumpen wegzuwerfen und sich mit den kostbaren Gewändern zu kleiden, die einem vornehmen Sohn zukommen, von den Sitten und Gewohnheiten des niederen Standes zu lassen und Sitten und Gewohnheiten seines edlen Herren anzunehmen – wer würde dieses Angebot nicht sofort annehmen?

Nun aber lässt Gott, dem Lob und Preis gebührt, sich herab, jedermann an Sohnes statt anzunehmen. Er verspricht uns in dieser Welt väterliche Sorge und fordert nichts anderes von uns, als das ärmliche Haus der Verwandten und unserer Mütter zu verlasen, in der Gesinnung oder in der Tat, je nach der Berufung eines jeden, und in den königlichen Palast des Himmelskönigs einzuziehen, in dem Gott die Herrschaft führt und wo die Engel dienen.

Gott will, dass wir die schlechten Kleider der Eigenliebe ablegen und mit der Liebe uns bekleiden, er will, dass wir die Gewohnheiten einer gemeinen, niedrigen Person, wie Unvollkommenheiten und Sünden lassen, und die Gewohnheiten der Gottessöhne annehmen, das sind Sanftmut, Kindesliebe, Gerechtigkeit, Frömmigkeit und die anderen Tugenden.

Wer unter uns wird diese Einladung nur anhören und sie nicht auch annehmen? Wer wird die Botschaft hören und ihr nicht folgen?“

Aloisius ist dieser Botschaft gefolgt. Er hat sein reiches väterliches Erbe und seine weltliche Karriere aufgegeben, um ganz in den Dienst des himmlische Königs zu treten. Im Dienst an Gott und den Menschen hat er sein Leben hingegeben.